So helfen wir unseren Vögeln über den Winter

von Redaktion

Die Kohlmeise frisst im Sommer eher fleischlastig: Die Hauptnahrung sind Insekten und deren Larven, Spinnen, Schmetterlingsraupen und Blattläuse. Im Winter fressen sie mehrheitlich Samen. © dpa

Der Zaunkönig ist nach Winter- und Sommergoldhähnchen der drittkleinste Vogel Europas. Auf seinem Speiseplan stehen Insekten und Spinnen – im Winter aber auch Sämereien. © Gandl

Der Buntspecht liebt holzbewohnende Insekten und deren Larven, isst aber auch Fichten- und Kiefernsamen sowie weiche Früchte. Im Winter steuert er auch gerne mal Futterhäuschen an. © dpa

Das Rotkehlchen ist vielseitig: Insekten, Larven und auch Kerbtiere aus dem Laubstreu. Im Winter nascht es auch weiche Früchte und Pflanzenteile – und tummelt sich gerne an Futterstellen. © P. Alliance

Die Blaumeise mag Insekten, Larven, Spinnen und Sämereien. Im Winter wird sie zum Körnerfresser. Beliebt: Nüsse, Sonnenblumenkerne und Meisenknödel, aber auch Äpfel und Beeren. © dpa

Der Haussperling mag vor allem Körner und Samen, nutzt zur Jungenaufzucht aber auch Insekten. Im Winter greift er auch auf Knospen, Haushaltsabfälle oder Brotkrümel zurück. © dpa

Buchfinken fressen ihrem Namen getreu gerne Bucheckern, aber auch allerlei Sämereien, Beeren, Insekten und Spinnen. Im kargen Winter sind sie dankbar für Körnermischungen. © dpa

Die Haubenmeise frisst Insekten und Spinnen, im kargen Winter Samen von Nadelbäumen. © Foto: IMAGO

Jetzt, wo die Temperaturen regelmäßig unter null fallen, werden die Vogelhäuschen aus der Garage geholt und im Garten aufgestellt. Oder Futterstellen am Balkon befestigt. Und da kommt ganz schön was zusammen. Allein die Flächen von Bayerns Gärten entsprechen fast der Größe der bayerischen Naturschutzgebiete. Das sind laut Landesanstalt für Landwirtschaft 135 000 Hektar. „Damit kommt den Gärten als Lebensraum für Tiere eine hohe Bedeutung zu“, sagt Dr. Angelika Nelson vom Landesverband Vogel- und Naturschutz (LBV).

Lebensraum Garten

Manche Vögel wie Amsel, Ringeltaube oder auch Buchfink, die früher vor allem im Wald gelebt haben, sind heute vermehrt in Gärten anzutreffen. Wald und Flur bieten ihnen oft nicht mehr genügend Lebensraum. Wenn im Garten genügend Nahrung zur Verfügung steht, die die Vögel sicher vor Katzen oder Mardern aufnehmen können, und Möglichkeiten zum Brüten und Baden bestehen, steht einer bunten Vogelschar vor dem Fenster nichts im Wege. Auch nicht im Winter. Laut einer englischen Studie steigert es das menschliche Wohlbefinden, Tiere zu beobachten. Das kann Vogelexpertin Angelika Nelson nur bestätigen: „Eine Fütterung bringt die Menschen näher an die Tiere, und es entwickelt sich dabei generell eine höhere Zuwendung zur Natur.“

„Die beste Winterfütterung sind vielfältige, naturnahe Gärten“, betont Nelson. Heimische Sträucher, die Beeren tragen, wie Eberesche, Holunder, Hartriegel, Hagebutte, Weißdorn oder Kornelkirsche stellen eine wichtige Futterquelle dar. Außerdem sind sie im Frühjahr ein willkommener Nistplatz. Samenbildende Pflanzen wie Disteln und Astern sind bei Finken und anderen Körnerfressern sehr beliebt. „Deshalb sollte man die Samenstände nicht entfernen“, rät sie. Ökologisch betrachtet sei eine Winterfütterung nicht notwendig, da die Vögel in einem naturnahen Garten mit Hecken und Sträuchern auch in der kalten Jahreszeit ausreichend Nahrung zum Überleben fänden. Trotzdem spreche nichts dagegen, ganzjährig zu füttern. „Im Sommer allerdings kein Fettfutter, weil das schnell ranzig wird.“ Sonnenblumenkerne seien immer gut. Egal ob aus Mitleid oder Neugier gefüttert wird: „Es macht einfach Freude, wenn Blaumeisen, Haussperlinge oder ein Specht aufs Fensterbrett kommen“, sagt Angelika Nelson.

Mit der richtigen Wahl des Futters lassen sich gezielt Vogelarten anlocken. So lieben Amseln und Rotkehlchen Rosinen und geölte Getreideflocken, Finken fressen gerne ölhaltige Samen vom Mohn oder Sonnenblumenkerne. Ausgesprochene Körnerfresser sind auch Gimpel oder Erlenzeisig, Haussperling und Feldsperling laben sich bevorzugt an Körnergemischen oder an Erdnüssen. Spechten und dem Kleiber kann man mit Fettfutter oder getrockneten Mehlwürmern eine Freude machen. Und die beliebten Meisenknödel tragen die Zielgruppe schon im Namen. Nelson erinnert daran, dass man nicht vergessen sollte, Vögeln auch im Winter Wasser zum Trinken und zum Baden bereitzustellen.

Bei allem guten Willen gilt: Oberstes Gebot ist eine gute Hygiene am Futterplatz, da sich Krankheitserreger schnell ausbreiten können, wenn die Vögel eng zusammen fressen. Der bayerische Naturschutzverband hat einige Grundsätze zusammengestellt, die man einhalten sollte:

Nichts Salziges wie Schinken, Wurst oder Brotkrümel geben.

Keine frostempfindliche Nahrung auslegen. Obst am besten in ganzen Früchten oder getrocknet.

Futterstelle vor Nässe und Schmutz schützen.

Es darf kein Kot an das Futter gelangen. Salmonellen bedeuten den sicheren Tod für Vögel.

Lieber weniger und dafür öfter oder an verschiedenen Stellen füttern. Dann haben auch schwächere Tiere die Chance, ein Körnchen zu erwischen.

Der Futterplatz sollte gut überschaubar sein, damit die Vögel Katzen oder andere Gefahren frühzeitig entdecken.

Futter mit wenig Füllstoff wie Maisbruch oder Weizenkörner auswählen.

Wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, haben Vögel, die zusätzlich mit Nahrung versorgt werden, gegenüber nicht gefütterten Vögeln eine bessere Kondition und ein stärkeres Immunsystem. Auch die Federn wuchsen in den Studien schneller und das Stresshormon war geringer.

In der „Stunde der Wintervögel“, die der Landesbund für Vogelschutz gemeinsam mit dem NABU jährlich veranstaltet, bekommen die Vogelkundler einen guten Überblick, welche Vögel in Bayern vorkommen. „Und diese Mitmach-Aktion fördert sehr schön auch die Artenkenntnis der Menschen“, freut sich die Biologin.

Mehr Informationen

zur Aktion „Stunde der Wintervögel“ findet sich auf der Seite des Naturschutzbunds (www.nabu.de) unter dem Menüpunkt „Tiere, Pilze & Pflanzen“.

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