Dutzende Journalisten stehen im Januar 2005 vor dem Tatort in Grünwald. © Kneffel/dpa
Mit seiner Mutter Else beim Filmball (Januar 1993). Ein halbes Jahr später starb sie. © dpa
Chauffeur Thomas Hilbert besucht Moshammers Grab.
Hund Daisy gehörte zu Moshammer wie die Perücke.
Edles Gefährt: Rudolph Moshammer vor seinem Rolls-Royce „Silver Seraph“, 2001. © imago
Münchner Modestar: Rudolph Moshammer in einem seiner Rolls-Royce im Todesjahr seiner Mutter Else, 1993. © Weißfuß, Bodmer
München – Thomas Hilbert (58) ist aus Rudolph Moshammers engem Umfeld einer der letzten Lebenden. Am Dienstag, dem 14. Januar 2025, wird der Altöttinger nach München fahren und Blumen am Grab niederlegen. „Rudolph Moshammer hat sich nach Elses Tod massiv verändert. Zuvor war er freundlich, nett, lustig, gut gelaunt“, sagt Hilbert. Der Verlust der über alles geliebten Mutter war traumatisch für Moshammer. „Wir waren im August 92 bei den Salzburger Festspielen, als Else plötzlich sagte: Rudi, wir müssen nach Hause.‘ Daheim legten wir Else ins Bett, wo sie kurz darauf verstarb. Moshammer weinte und weinte.“ Kurz hintereinander hätten dann die Haushälterin, der Butler, der Koch und der Gärtner gekündigt. Hilberts Aufgabenbereich wuchs immer weiter an – auch er kündigte nach nicht einmal zwei Jahren.
Moshammer hatte viele Gesichter. Vor allem natürlich das, das die Münchner immer in liebevoller Erinnerung behalten haben. Strahlend, freundlich, den Menschen zugetan. Er engagierte sich für die Schwachen, gründete im Jahr 2000 die Stiftung „Licht für Obdachlose“ und vermachte ihr später einen Großteil seines Erbes. Er zeigte sich auf Plakaten für die Obdachlosen-Zeitung BISS, übernahm eine Patenschaft für ein Entzugszentrum für Alkoholkranke. Moshammers Vater war nach einem jähen beruflichen Absturz zum Alkoholiker geworden. Das hat dessen Sohn, den Mode-Star, sicherlich geprägt.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Rudolph Moshammer war homosexuell. Seine Neigung, die er nie offiziell zum Thema machte, sollte eine schicksalhafte Rolle am Ende seines Lebens spielen. Hilbert berichtet über den Todestag: „Ich fuhr meinen Arbeitgeber von der Boutique an der Maximilianstraße heim nach Grünwald. Dort legte er Anzug und Krawatte ab, zog Jeans und Lederjacke an.“ So ging Moshammer auf die Suche nach einem Mann – und nach körperlicher Zuwendung. Der Modezar traf auf Herish A. und holte sich mit ihm seinen Mörder ins Haus. Was bleibt von Mosi? Eine Spurensuche durch sein geliebtes München.
Das Mausoleum
Exzentrisch wie sein Leben ist das Mausoleum, in dem Moshammer am 22. Januar 2005 an der Seite seiner geliebten Mutter Else (gest. 1993) beerdigt wurde. Die Trauerfeier fand zuvor in der Allerheiligen-Hofkirche statt, nur ein paar Schritte von Moshammers Boutique an der Maximilianstraße entfernt. Er hatte das Grabmal einst eigenhändig für seine Mutter entworfen. Der Ort der letzten Ruhestätte: 60-M-7 ( „M“ steht für Mausoleum).
Rolls-Royce „Silver Seraph“
Nach Moshammers Tod wurden Stücke aus seinem Besitz versteigert. Vielleicht am prominentesten seine drei Rolls-Royce, die zusammen 120 000 Euro in die Kasse seines Vereins „Licht für Obdachlose“ spülten – darunter auch das Modell, mit dem er am Münchner Hauptbahnhof seinen späteren Mörder auflas. Ein „Silver Seraph“, schwarz, der 65 050 Euro einbrachte. Den Luxusschlitten sicherte sich damals ein Autohändler aus Heilbronn, Savas Celik. Aus einer Laune heraus, wie er heute unserer Zeitung sagt: „Ich habe das Auto ein Jahr nach dem Erwerb weiterverkauft.“ Rund 2000 Euro Gewinn hat Celik gemacht. Später wurde der Wagen im Internet bei einem Wettbewerb ausgeschrieben, den ein Jung-Unternehmer namens Klemens Pidner aus Salzburg gewann.
Die Villa in Grünwald
Als Kind lebte Moshammer mit den Eltern luxuriös im Lehel an der Isar in einer großen Dienstwohnung (Widenmayerstraße). Doch der Vater verlor seine Arbeit als Direktor einer Versicherung. Umzug an die Leopoldstraße 20. Als der mittlerweile alkoholkranke Vater dem Sohn drohte, die „Familie auszulöschen“, zog Moshammer mit seiner Mutter an die Agnesstraße. Schließlich dann als Endpunkt, Triumph und Domizil die Villa in Grünwald, wo Moshammer jahrzehntelang bis zu seiner Ermordung lebte.
Drei Jahre nach seinem Tod war das Anwesen wieder bewohnt: Ein Neffe zog ein. Und heute? Mehrere Namen auf mehreren Klingelschildern.
Die Boutique
Moshammers „Carnaval de Venise“ an der Maximilianstraße 14 war weit über München hinaus bekannt. Nach seinem Tod legten Hunderte Münchner hier Blumen ab, trauerten, auf dem Gehsteig gab es kaum ein Durchkommen. Sein Ladenschild links vom Eingang ist bis heute zu sehen. Nach dem Ende des „Carnaval“ zog Blancpain ein, ein Schweizer Nobelladen für Uhren und Schreibgeräte. Ende 2024 hat er zugemacht. Im vergangenen Jahr wurde das Haus verkauft, zusammen mit dem daneben (Nr. 12). Der Käufer ist unbekannt, es soll ein Privatmann sein.
Stadtführung
Der Verein „Münchner Blaulicht“ bietet regelmäßig Krimi-Führungen an. Auch die Maximilianstraße 14 wird unter die Lupe genommen. In einer kombinierten Bus- und Fußtour führen Polizeibeamte und Vereinsmitglieder zu insgesamt 13 aufsehenerregenden Ereignissen der vergangenen Jahrzehnte. Start ist am Polizeipräsidium an der Ettstraße. Infos: muenchnerblaulicht.de.
Auf Nachfrage bietet auch „Herz und Heimat“ einen Stopp an der Maximilianstraße 14 an, teilt uns Chefin Barbara Herz mit. Die Innenstadt-Tour führt ohnehin durch die Nobelmeile. Alle Infos: www.herz-und-heimat.bayern.
Theater und Fernsehen
Im Marstall des Staatsschauspiels hatte Alexander Eisenachs Stück „Mosi – The Bavarian Dream“ im April 2024 Premiere (empfohlen ab 14 Jahren, mit Stroboskop-Licht). Ein sehr vergnügliches Stück ist dem Regisseur da gelungen, das dem „Gesamtkunstwerk“ Mosi mit Pfiff und Witz begegnet. Wieder zu sehen ist die Aufführung am 31. Januar, 5., 23. und 28. Februar. Karten und Infos gibt es im Netz unter www.residenztheater.de.
BISS
Rudolph Moshammers Engagement für die Armen war außergewöhnlich groß. Der schillernde Münchner Modezar ließ sich zum Beispiel immer wieder für BISS ablichten, Münchens Zeitschrift für „Bürger in sozialen Schwierigkeiten“ (dafür steht die Abkürzung BISS). Viele erinnern sich noch an die Plakate mit Mosi drauf. BISS-Geschäftsführerin Karin Lohr erinnert sich an einen Gedenk-Gottesdienst in St. Bonifaz (Karlstraße) zum zehnten Todestag, den Moshammer testamentarisch verfügt habe. „Es ist sehr schön, dass seiner gedacht wird. Die BISSler haben Mosi von seiner besten Seite kennengelernt. Er war großzügig und begegnete allen auf Augenhöhe.“ Ob auch zum 20. Todestag der Mode-Ikone gedacht wird, konnte auf Anfrage bei der Kirchen-Pressestelle niemand mitteilen.