INTERVIEW

„Unsere Ingenieure konstruieren nicht munter drauflos“

von Redaktion

Die rumänische Marke Dacia meldet wieder Rekordverkäufe, Deutschland-Chef Thilo Schmidt erklärt den Erfolg

München – Vorbei die Zeiten, in denen man als Dacia-Fahrer etwas mitleidig belächelt wurde. Längst stehen die Autos der rumänischen Renault-Tochter auch vor noblen Villen. Ein Gespräch mit Thilo Schmidt, Deutschland-Chef von Dacia.

Die Branche kriselt, Dacia meldet mehr verkaufte Autos. Wie kommt das?

Dacia wird in Deutschland das dritte Rekordjahr in Folge hinlegen. Das gelingt uns, weil wir stets das beste Preis-Leistungs-Verhältnis unter allen Marken, eine frische, zeitgemäße Produktpalette und ein attraktives Design anbieten. Es gibt in Deutschland keine Marke, auch keine deutsche, die pro Modell mehr Privatkunden erreicht als wir. Das ist umso bemerkenswerter, da wir noch nicht in der größten Fahrzeugklasse vertreten sind. Das werden wir dann ab Mai mit dem Dacia Bigster sein, unserem Familien-SUV mit einem Einstiegspreis unter 25 000 Euro.

Die tatsächlich günstigen Preise: Liegt das nur an den Produktionsbedingungen in Rumänien?

Dass sich die Produktion preisgünstiger als in Deutschland umsetzen lässt, hilft natürlich. Aber der Schlüssel unseres Erfolges fußt auf weiteren Faktoren. Der bedeutsamste ist das Entwicklungsprinzip „Design-to-Cost“. Unsere Ingenieure konstruieren nicht munter drauflos, sondern wir definieren im Vorfeld den notwendigen technischen Umfang eines Bauteils und legen den Preis dafür fest. Ein weiterer Faktor ist unser schlanker Aufbau der Dacia Business Unit, viele Synergien innerhalb der Renault Group und unser Vertriebskonzept: Bei jedem Dacia-Partnerbetrieb erhalten unsere Kunden denselben Preis.

Alle Dacia-Modelle basieren auf einer Plattform. Können Sie auf dieser Basis denn noch weitere Fahrzeuge anbieten?

Ich kann Ihnen verraten, dass wir in der Kompaktklasse auf dieser Plattform in den nächsten Jahren noch zwei komplett neue Modelle auf den Markt bringen werden.

Dacia hat aus europäischer Produktion nur Verbrenner im Angebot. Der batterieelektrische Spring kommt aus China. Wie schafft Dacia in Europa den Umstieg auf Elektromobilität?

Die Elektrifizierung bei Dacia ist fortgeschrittener, als manche glauben. Alle neuen Modelle sind ausschließlich als Mildhybrid oder direkt als Vollhybrid elektrifiziert. Der Spring gehört in Deutschland zu den meistverkauften Elektroautos. Wir sparen schon heute mit unserem Angebot sehr deutlich CO₂-Emissionen ein: Mit unseren Autogas-Antrieben, die Verkaufsanteile von bis zu 30 Prozent haben, können wir den CO₂-Ausstoß um über zehn Prozent reduzieren.

Sie haben den Diesel aus ihrem Angebot entfernt. Warum?

Der Anteil an Diesel-Kunden ist seit Jahren europaweit deutlich rückläufig, sodass sich unsere Ingenieure gefragt haben, wie sich die immer aufwendigere und kostenintensivere Dieselabgasreinigung vermeiden und unsere Dieselfahrerschaft von Benzinmotoren überzeugen lässt. Die Antwort ist, die Effizienz und Charakteristik von einem Benziner anzupassen. Der TCe 130-Motor im neuen Dacia Duster entwickelt in etwa das Drehmoment bei niedriger Drehzahl, wie es früher beim Diesel der Fall war.

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