US-Zölle: Müssen uns jetzt auf alles vorbereiten

von Redaktion

Manfred Gößl ist Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern. © Marcus Schlaf

München – Die deutsche Wirtschaft blickt mit Sorge auf die angekündigten US-Zölle. Noch ist die Höhe offen, im Gespräch sind zehn bis 20 Prozent pauschal auf alle Importe aus dem Ausland und mindestens 60 Prozent Zoll auf alles, was aus China kommt. Höhere US-Zölle würden europäischen Waren den Zugang zum US-Markt erschweren. Entsprechend steigt die Nervosität in Europa. Das gilt besonders für Deutschland und den Freistaat Bayern, wo die großen Konzerne sitzen, die viel in die USA exportieren.

US-Exporte stehen für 2,9 Prozent des Bruttoninlandsproduktes der EU. Sollten andere Länder mit Gegenzöllen antworten, könnten allein in Deutschland 300 000 Jobs verloren gehen, errechnete das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung.

Für die Präsidentin der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany), Simone Menne, besteht dennoch kein Grund zur Panik: „Die tatsächliche Entwicklung der Zölle und ihrer Effekte müssen wir abwarten“, rät sie: „Welche Produktgruppen welcher Länder werden wann in welchem Maße betroffen sein? Welche Vergeltungs- und Abwehrmaßnahmen werden wann ergriffen?“ Diese offenen Punkte beeinflussten sehr die Verhandlungsspielräume der EU-Handelspolitik. Experten erklären zudem, dass hohe Zölle auch den USA schaden würden, weil sie die dortige Inflation anheizen würden.

Im traditionell stark exportorientierten Bayern sind die Betriebe besonders beunruhigt. „Zwar sind viele Details noch offen“, meint IHK-Chef Manfred Gößl auf Anfrage. „Selbst wenn die EU noch nicht als Ziel von Zöllen erwähnt wurde, müssen wir uns nach wie vor auf alles vorbereiten.“ Deutsche Firmen erzielen laut Statistischem Bundesamt im Handel mit den USA einen Überschuss von 65 Milliarden Euro. Die Exporte betrugen fast 150 Mrd. Euro. Immer wieder hatte Trump das Handelsbilanzdefizit der USA kritisiert. Allerdings: Höhere Zölle für China könnten laut der Commerzbank mittelfristig auch europäischen Exporteuren nutzen, weil das die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Produkte auf dem US-Markt verbessere.
SR, COM

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