Die blutige Liste der Messerattentate

von Redaktion

Aschaffenburg ist kein Einzelfall und in einigen Fällen wirft das Handeln der Behörden viele Fragen auf

Der Fronhof in Solingen: Hier stach der Attentäter wahllos auf Menschen ein. © Reichwein/Picture Alliance

München – Der Angriff in Aschaffenburg ist einer in einer Reihe von ähnlichen Attentaten in jüngerer Zeit.

Brockstedt

Am 25. Januar 2023 tötete der staatenlose Palästinenser Ibrahim A. in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg eine 17-Jährige und einen 19-Jährigen und verletzte fünf Fahrgäste teils lebensgefährlich. Der Palästinenser war Ende 2014 nach Deutschland eingereist und gab an, von der Hamas verfolgt zu werden. Er erhielt subsidiären Schutz. Ein solcher wird gewährt, wenn zwar kein Asylgrund vorliegt, dem Antragsteller im Falle der Rückkehr in seine Heimat aber ein „ernsthafter Schaden“ drohen würde. Ibrahim A. war schon zuvor als Gewalttäter aufgefallen. In einer Obdachlosenunterkunft verletzte er einen Mann schwer mit einem Klappmesser, zwei Tage später schlug er einen anderen mit dem Messerknauf auf den Hinterkopf. Das Amtsgericht verurteilte ihn zu einer einjährigen Haftstrafe, am 19. Januar 2023 kam er frei, wurde aber nicht abgeschoben. Wenige Tage später stach er im Regionalzug zu. Im Mai 2024 wurde Ibrahim A. vom Landgericht Itzehoe zu einer lebenslangen Haftstrafe unter Feststellung der besonderen Schwere der Schuld verurteilt. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig.

Solingen

Am Abend des 23. August vergangenen Jahres wollten die Menschen in Solingen nur feiern. Die Stadt in Nordrhein-Westfalen beging ihr 650. Jubiläum. Auf dem Fronhof, in der Innenstadt neben der Stadtkirche, waren Bühnen aufgebaut. Gerade spielte die Band „Suzan Köcher’s Suprafon“, als ein Mann mit einem Messer wahllos, aber gezielt, auf die Hälse seiner Opfer einstach und dann flüchtete. Das Messer mit einer 15 Zentimeter langen Klinge wurde kurz darauf in einem Mülleimer unweit des Tatorts gefunden. Der mutmaßliche Täter, der 26-jährige Syrer Issa al H., entkam zunächst. Die Polizei fand seine blutverschmierte Jacke samt Ausweispapieren, die er weggeworfen hatte. Ein Mantrailing-Hund führte die Polizei zu einer nahen Flüchtlingsunterkunft. Dort entdeckte die Polizei einen Messerblock, wo das Tatmesser fehlte. Der Syrer wurde am folgenden Abend festgesetzt. Er hatte sich in einem Hinterhof versteckt und ergab sich einer Streife, die ihn ansprach. Bei dem Anschlag kamen eine 56-jährige Frau und zwei 56 und 67 Jahre alte Männer ums Leben. Acht weitere Besucher des „Festivals der Vielfalt“ wurden teils schwer verletzt. Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag für sich. Ob der Syrer, ein sunnitischer Muslim, tatsächlich dem IS angehört, wird ermittelt. Den Sicherheitsbehörden war er bis zur Tat nicht als islamistischer Extremist aufgefallen.

Die Tat sorgte auch deshalb für Debatten, weil der Syrer eigentlich schon abgeschoben hätte sein sollen. Die Abschiebung scheiterte aber, weil er untertauchte und die Kommunikation zwischen den Behörden versagte. Weil die Abschiebefrist verronnen war, wurde der Syrer nach Solingen geschickt und erhielt subsidiären Schutz als Flüchtling. Wegen des Verdachts einer terroristischen Tat ermittelt die Generalbundesanwaltschaft.

Mannheim

Tatort war am 31. Mai 2024 ein Stand der islamkritischen Bewegung Pax Europa, wo Michael Stürzenberger, der Vorsitzende des bayerischen Ablegers, eine Rede halten wollte. Zu seinem Schutz waren Polizisten vor Ort. Trotzdem griff der 25-jährige Afghane Sulaiman A. den Islamkritiker an. Es kam zu einem Handgemenge, in dessen Folge Mitarbeiter des Standes den Angreifer fixieren konnten. Ein Passant erkannte aber die Situation nicht richtig und griff einen Helfer an. Das hatte fatale Folgen. Der Polizist Rouven Laur (29) zog den Passanten weg und fixierte ihn am Boden. Derweil konnte sich Sulaiman A. hochrappeln und stach dem Polizisten von hinten zweimal in den Kopf, ehe ein anderer Polizist ihn niederschoss. Rouven Laur erlag seinen schweren Verletzungen, Sulaiman A. überlebte und ist wegen Mordes angeklagt.
WHA

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