Hausarbeit gehört noch immer nicht zur Lieblingsbeschäftigung von Männern, auch wenn sie mehr helfen als früher. © Picture Alliance
München – „Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann. Das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht sein, sagt mein Mann“: Den Schlager von Johanna von Koczian aus dem Jahr 1977 können viele mitsummen und sich über die verstaubte Rollenverteilung in dem ironisch gemeinten Song amüsieren. 48 Jahre später hat sich einiges getan in der Verteilung der unbezahlten Familienarbeit mit der Sorge um den Haushalt, die Kinder oder die Pflege von Angehörigen.
Frauen sehen den Beitrag ihrer Männer völlig anders
Eine Befragung der Bertelsmann Stiftung, die heute veröffentlicht wird, zeigt allerdings: Männer überschätzen ihren Beitrag zur Hausarbeit. Und die ungleiche Verteilung bremst nach wie vor die Erwerbsarbeit von Frauen aus. Während Männer behaupten, sich selbstverständlich gemeinsam mit ihren Frauen um Haus, Hof und Nachwuchs zu kümmern, sind es am Ende die meist ebenfalls berufstätigen Partnerinnen, die das gemeinsame Zuhause vornehmlich in Ordnung halten, sich um die Wäsche kümmern, die Kinder bekochen, zum Fußball oder zur Reitstunde chauffieren. Und das in der Regel neben ihrem Teilzeitjob.
Das Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen hat im Auftrag der Bertelsmann Stiftung gut 1600 Männer und Frauen zwischen 18 und 65 Jahren, die in einer heterosexuellen Partnerschaft leben, in einer repräsentativen Online-Befragung unter die Lupe genommen. 68 Prozent der Männer haben dabei zu Protokoll gegeben, dass sie und ihre Partnerin gemeinsam oder zumindest „meistens gemeinsam“ für Aufgaben im Haushalt zuständig sind. Offensichtlich wird das von der „besseren Hälfte“ anders gesehen: Denn nur 44 Prozent der Frauen geben an, dass die Aufgaben gleich verteilt sind, 54 Prozent sehen die Zuständigkeit immer oder meistens bei sich.
Traditionelle Rollenbilder haben noch Einfluss
Erstaunlich dabei: „Wer in einer Beziehung die Hauptverantwortung für Familie, Haushalt oder Beruf übernimmt, wird noch immer von traditionellen Familien- und Rollenmustern bestimmt“, heißt es im Fazit der Befragung. Und noch erstaunlicher: Das gilt bei Männern und auch bei Frauen.
Wenn beide angeben, sich gemeinsam um die Kinder zu kümmern, sieht das laut Befragung in den tatsächlich geleisteten Wochenstunden etwas anders aus. Frauen gaben 27,5 Stunden an, bei Männern waren es 17,5 Stunden. Auch in der reinen Haushaltsarbeit klafft eine Differenz: Frauen nannten dafür 10,6 Stunden, Männer 6,7. Während die Männer sich nach eigener Einschätzung vor allem um kleinere Reparaturen, Versicherungen und finanzielle Angelegenheiten sowie Behördengänge und den „Überblick über die anfallenden Dinge“ kümmern, sehen Frauen sich vornehmlich im Wäsche waschen, Kochen, Kinder betreuen, Einkaufen und Aufräumen in der Alleinverantwortung.
Ausgedient hat inzwischen zwar das Alleinverdiener-Modell. Aber abgelöst wird es nun von dem Modell, dass die Mütter nach der Geburt des ersten Kindes ihre Arbeitszeit reduzieren und für den Rest ihrer Erwerbstätigkeit in Teilzeit oder Minijobs verharren. Jede zweite abhängig beschäftigte Frau arbeitete 2023 in Teilzeit. Wenn man nur die erwerbstätigen Mütter mit mindestens einem Kind betrachtet, waren es sogar 67 Prozent.
Wie viele erwerbstätige Väter in Teilzeit arbeiten? Laut dem Statistischen Bundesamt sind es nur neun Prozent. Das hat zur Folge, dass zwei Drittel der männlichen Befragten ein deutlich höheres Einkommen haben als ihre Partnerin. Die Arbeitswelten von Frauen und Männern unterscheiden sich laut der Bertelsmann Stiftung nach wie vor erheblich – trotz der Tatsache, dass beide inzwischen gleichermaßen gut ausgebildet sind. Der „Klebeeffekt“ von Teilzeitarbeit bei den Frauen ist den Autorinnen der Studie ein Rätsel. „Aktuell ist noch nicht ausreichend erforscht, warum Frauen ihre Arbeitszeit in der sogenannten Empty-Nest-Phase sowie in den Jahren vor der Rente kaum oder gar nicht erhöhen“, heißt es in der Auswertung.
Frauen leisten 44,3 Prozent mehr unbezahlte Arbeit
Die Umfrage der Bertelsmann Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass Frauen weiterhin deutlich mehr Arbeitsstunden für Haushaltstätigkeiten und Sorgearbeit leisten als ihr Partner. Zwar beruhen die Angaben der Männer und Frauen auf der eigenen Einschätzung, doch die Ergebnisse stimmen laut der Bertelsmann Stiftung überein mit der sogenannten Zeitverwendungserhebung zum „Gender Care GAP“ des Bundesfamilienministeriums vom März vergangenen Jahres. Demnach wenden Frauen pro Tag im Durchschnitt 44,3 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. Dafür hatten 20 000 Personen in 10 000 Haushalten genau Protokoll geführt. „Das bisschen Haushalt“ ist also immer noch vorwiegend Frauensache.