Wie steht es wirklich um den Papst?

von Redaktion

Kerzen vor der Gemelli-Klinik, in der der Papst liegt. © KNA

Vatikanstadt – Vormittags gegen 11 Uhr im Pressesaal des Vatikans: Eine Gruppe Journalisten drängt sich um den Sprecher Matteo Bruni. Sie hoffen, mehr über den Gesundheitszustand des 88 Jahre alten Kirchenoberhaupts zu erfahren. Ein Frage-Antwort-Spiel, das sich seit Tagen wiederholt und nur selten zu konkreten Erkenntnissen führt. Ein morgendlicher Reigen, für den die magere schriftliche Kommunikation des Vatikans verantwortlich ist.

Seit Freitag wird der Papst in der römischen Gemelli-Klinik wegen einer Atemwegsinfektion behandelt. Die zunächst fiebrigen Episoden legten sich laut Vatikan am Samstag wieder, die Behandlung wurde angepasst. Am Montagmittag wurde bekannt, dass die Ärzte eine polymikrobielle Atemwegsinfektion behandeln und die Therapie erneut anpassen müssen. Die Untersuchungen deuteten auf ein „komplexes Krankheitsbild“ hin, das einen angemessenen Krankenhausaufenthalt erforderlich mache.

Kurz nach dieser Mitteilung, die wie jede andere wohl einige vatikanische Autorisierungshürden überwinden musste, erfolgt die offizielle Absage der wöchentlichen Generalaudienz am Mittwoch. Am Dienstag sagte der Vatikan alle weiteren Papsttermine bis Sonntag ab.

Papst Franziskus sei „guter Laune“, verlautet seit Tagen aus dem Vatikan. Er schlafe gut, frühstücke und lese Zeitung. Doch wie es ihm wirklich geht, ist unklar. Fotos werden nicht verbreitet, lediglich seine engsten Mitarbeiter und ein katholischer Pfarrer aus Gaza, mit dem der Papst fast täglich per Video telefoniert, dürften ein exakteres Bild haben.

Anders war das im Juni 2023, als bei Franziskus eine Darm-Operation erforderlich wurde. Damals zeigte sich der Vatikan ungewohnt mitteilungsfreudig: Ein Pressezentrum wurde im Gemelli-Krankenhaus eingerichtet, der zuständige Chirurg Sergio Alfieri informierte Journalisten detailreich über den Eingriff und die Genesung des Papstes. Der Mediziner soll die treibende Kraft hinter der Informationsoffensive gewesen sein, den Papst von einem offeneren Umgang mit seiner Erkrankung überzeugt haben. Zwar nach wie vor in Gemelli beschäftigt und in Kontakt mit Franziskus‘ Ärzten, fällt die Behandlung einer Atemwegsinfektion nicht in seine Zuständigkeit – und die Kommunikation nun hinter 2023 zurück.

Doch vielleicht liegt die Zurückhaltung nicht einzig an der veränderten ärztlichen Betreuung. Möglicherweise ist der Zustand des prominenten Patienten tatsächlich sehr ernst. Die Mitteilungen des Vatikans geben Spekulationen viel Raum. Gestern begann für den Papst bereits der fünfte Tag im Krankenhaus. Statt von einer Besserung ist von einem „stabilen“ Zustand die Rede – auf welchem Niveau ist unbekannt Papst-Sprecher Bruni und Vatikan-Journalisten werden sich weiterhin vormittags zu einem Frage-Antwort-Spiel treffen, das zu immer neuen Spekulationen führt.
KNA

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