Selbst im menschlichen Hirn ist inzwischen Mikroplastik zu finden. Forscher sind besorgt und geben Tipps, wie man sich schützt. © Ingo Wagner/dpa
Ontario – Die Menge an winzigen Kunststoffteilchen steigt in der Umwelt und auch im Körper des Menschen. „Mikroplastik ist allgegenwärtig in den Lebensmitteln, die wir essen, im Wasser, das wir trinken, und in der Luft, die wir atmen“, schreiben drei Forscher im Journal „Brain Medicine“ in einem Kommentar zu mehreren vorangegangenen Studien. Sie weisen auf mögliche Gefahren hin – vor allem aber darauf, wie sich die Aufnahme solcher Teilchen vermindern lässt: mit dem Verzicht auf Plastikflaschen zum Beispiel, Keramikgeschirr für die Mikrowelle und plastikfreien Teebeuteln.
Ein anderes Team hatte kürzlich in Leber- und Gehirnproben Verstorbener von 2024 deutlich mehr winzige Plastikteilchen gefunden als in solchen von 2016. Im Gehirn war die Konzentration zudem viel höher als in der Leber oder den Nieren. Der drastische Anstieg der Plastikkonzentration im Gehirn innerhalb von nur acht Jahren sei äußerst beunruhigend, sagte nun der Hauptautor des Kommentars, Nicholas Fabiano von der Uni Ottawa.
Im Gehirn wurden besonders kleine Partikel entdeckt, von unter 0,2 Mikrometer Größe. Sie bestanden vor allem aus Polyethylen, das in zahlreichen Alltagsgegenständen steckt. Aufgrund ihrer geringen Größe können sie die sogenannte Blut-Hirn-Schranke überwinden. Die Auswirkungen sind noch unklar. Als Mikroplastik gelten Partikel zwischen 1 Mikrometer (0,001 Millimeter) und 5 Millimetern. Nanoplastikpartikel sind kleiner.
Jeder könne seine Aufnahme von Nano- und Mikroplastik selbst verringern, erklärt das Forschertrio. Decke ein Mensch seinen Wasserbedarf nur aus Plastikflaschen, könne er mehr als 20 Mal so viele Teilchen aufnehmen wie einer, der nur Leitungswasser nutze, schreiben die Forscher mit Verweis auf eine frühere Studie. Auch Wasser aus Glasflaschen enthält mehr Plastikteilchen als Leitungswasser. Das kann unter anderem durch Abfüllprozesse verursacht sein.
Eine weitere Quelle für Mikro- und Nanoplastik seien Plastik-Teebeutel. Das Ziehenlassen eines Kunststoffteebeutels bei 95 Grad könne erhebliche Mengen davon freisetzen, heißt es in dem Kommentar des Forschertrios. Besser sei es daher, solche Teebeutel zu meiden. Zudem könne der Verzicht auf Plastikbehälter für Nahrungsmittel effektiv sein. „Das Erhitzen von Speisen in Plastikbehältern – insbesondere in der Mikrowelle – kann große Mengen an Mikro- und Nanoplastik freisetzen“, warnte Mitkommentator Brandon Luu von der Universität Toronto. Selbst eine langfristige Lagerung bei Raumtemperatur oder im Kühlschrank führt nach Angaben der Forscher zu einer erheblichen Freisetzung von Partikeln. „Die Verwendung von Glas- oder Edelstahlbehältern statt Plastik ist eine kleine, aber bedeutende Maßnahme zur Minimierung der Exposition“, so Luu.
VON SIMONE HUMML