Opioid-Gefahr wächst auch in Deutschland

von Redaktion

Experten sehen noch keine Epidemie, warnen aber davor, den Missbrauch chemischer Substanzen zu unterschätzen

München – Opioidhaltige Analgetika spielen auch in Deutschland eine zentrale Rolle in der Schmerztherapie, vor allem zur Behandlung von starken akuten und chronischen Schmerzen wie etwa bei Tumorerkrankungen. Zu ihnen gehören schwächere Opioide wie Tilidin und Tramadol. Starke Opioide sind Morphin und verwandte Präparate, Oxycodon und etwa auch Fentanyl. Laut einer Studie des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) im Auftrag des Bundes ist die Verordnung opioidhaltiger Schmerzmittel in den Jahren 2005 bis 2020 um 19 Prozent gesunken. Grundlage dafür waren Krankenkassen-Daten. Über den Schwarzmarkt sagt das aber wenig aus. Die Untersuchung fand zudem insbesondere in der Altersgruppe 20 bis 39 Jahre auch Ergebnisse, die Missbrauch und Abhängigkeiten vermuten lassen. Gerade unter den Jüngeren gab es Menschen, die innerhalb eines Jahres zu mindestens fünf verschiedenen Ärzten gingen, um Verordnungen zu bekommen. Doch die Anteile seien gering.

Fachleute aus der Suchthilfe warnten zuletzt vor einem Anstieg junger Menschen in Deutschland, die starke opioidhaltige Schmerzmittel missbrauchen. Diese konsumierten oft zunächst Tilidin, stiegen dann auf das stärker wirksame Oxycodon um und nähmen später teilweise Heroin und gingen in Substitutionsbehandlung. Auch der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, sieht erste Tendenzen, aber noch keine Krise. Es müsse ein bundesweites Monitoring- und Warnsystem insbesondere für synthetische Opioide eingerichtet werden, forderte er. Der UN-Drogenkontrollrat INCB kritisierte jüngst, in Europa gebe es mangelnde Kapazitäten im Kampf gegen synthetische Drogen. Das Expertengremium in Wien spricht von einem rasant wachsenden Markt für künstliche Substanzen, die billiger seien als Naturstoffe wie Opium oder Kokain.

Auch Bayerns Polizei ist alarmiert. Seit September 2024 seien im Freistaat sieben Todesfälle durch sogenannte Forschungschemikalien bekannt geworden. Zuletzt starb ein 17-Jähriger in Unterfranken. Laut Polizei gibt es Hinweise, dass die Stoffe legal im Internet bestellt werden, wo sie zur Verwendung in der Forschung, in Laboren oder in der Industrie angeboten werden. Das Landeskriminalamt warnt davor, diese Stoffe als Rauschmittel zu missbrauchen. Schon eine kleine Menge könne zum Tod führen.
W. HAUSKRECHT

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