Schauspieler Florian Lukas spielt den Moderator in dem gelungenen ZDF-Fernsehfilm „Rosenthal“. © Ella Knorz
1971: Rosenthal mit Assistentin Monika Sundermann. © pa
Glückliche Ehe: Hans mit Frau Traudl im Urlaub. © pa
Begleiteten den Film über ihren Vater: die Kinder Gert Rosenthal (66) und Birgit Hofmann (74). © Chris Marxen
„Sie sind der Meinung, das war Spitze!“: Hans Rosenthals Luftsprung bei besonders guter Leistung der „Dalli Dalli“-Kandidaten war legendär. Erstmals zeigte er den Hüpfer 1976. © Ullstein
München – Ihr Vater hätte sich gefreut. „Vielleicht wäre er – bei aller Bescheidenheit – sogar ein bisschen stolz gewesen“, sagt Gert Rosenthal. Und seine Schwester Birgit nickt. Zum 100. Geburtstag des Entertainers Hans Rosenthal, der mit „Dalli Dalli“ Fernsehgeschichte geschrieben hat, schenkt das ZDF dem legendären Show-Moderator einen Fernsehfilm. Und der ist Spitze! Schauspieler Florian Lukas glänzt in der Rolle des jüdischen Talkmasters, den im Scheinwerferlicht die Schatten der Vergangenheit einholen. „Rosenthal“ ist ein bewegendes Fernsehdrama, das einen Blick auf die bis dato unbekannte Jugend des Moderators wirft. Versteckt in einer Berliner Kleingartenanlage, überlebt er als Waisenkind den Holocaust. Das ZDF zeigt „Rosenthal“ am 7. April um 20.15 Uhr und bereits jetzt in der Mediathek. Mit welchen Gefühlen sie den Film über ihren Vater sehen und woran sie sich heute noch gern erinnern, verraten Rosenthals Kinder Gert (66) und Birgit (74) im Gespräch mit unserer Zeitung.
Der ZDF-Fernsehfilm „Rosenthal“ wurde in enger Abstimmung mit Ihnen entwickelt. Wie muss man sich das vorstellen?
Gert Rosenthal: Wir haben das Drehbuch vorab bekommen. Beim Lesen sind uns ein paar Punkte aufgefallen, die nicht zu unserem Vater gepasst hätten. Und das haben wir auch gesagt. Unsere kritischen Anmerkungen wurden inhaltlich berücksichtigt, sodass wir mit dem Ergebnis jetzt sehr zufrieden sind.
Über welche Punkte sind Sie gestolpert?
Birgit Hofmann: Der Drehbuchautor Gernot Krää kannte unseren Vater ja nicht persönlich. In seinem ersten Entwurf zeichnete er ihn etwas abgehoben. Dabei war unser Vater ein ganz bodenständiger Mann, der nicht in einer tollen Villa, sondern in einem kleinen Bungalow lebte. Er war Kassenpatient, und er hat seine Mitarbeiter nie von oben herab behandelt.
Gert Rosenthal: Im Gegenteil – er hatte eine tiefe Abneigung gegen sogenannte Radfahrer, die nach oben buckeln und nach unten treten.
Im Film wird aber durchaus deutlich, dass er ein Perfektionist war. Haben Sie ihn auch so erlebt?
Beide: Ja! (lachen)…
Gert Rosenthal: Ich habe Kameraleute kennengelernt, die mir gesagt haben: Der probt die Sachen so lange, dass wir nachts davon träumen. Termine und Verlässlichkeit waren ihm unheimlich wichtig. Auch wenn wir im Urlaub waren, kam er an und verkündete: 8.30 Uhr ist Frühstück, ab 9.30 wird an Dalli-Spielen gearbeitet und wer möchte, kann mich um 12.45 Uhr zum Spaziergang begleiten…
Birgit Hofmann:(lacht) Das war die eine Seite. Es gab aber auch viele Veranstaltungen und Radiosendungen, in denen er Leute spontan befragt hat und nicht wusste, was passiert. Er konnte unglaublich schlagfertig sein und Gespräche sehr gut improvisieren. Diese sehr akribisch geprobte „Dalli Dalli“-Show ist seinen eigentlichen Talenten gar nicht so gerecht geworden.
Der Film zeigt eine Szene, in der die „Dalli Dalli“-Spiele im Familienkreis geprobt werden. War das so?
Gert Rosenthal: Wir haben diese „Dalli“-Runden eigentlich immer getestet und waren darauf trainiert, witzige Antworten zu geben. Auf die Frage: Was haben Sie im Kühlschrank, hätten wir niemals „Kräuter“ geantwortet. Da durfte dann vom Kondom bis zur Quietscheente alles genannt werden. Und wenn uns als Familie nichts Lustiges eingefallen ist, dann hat‘s die Frage gar nicht erst in die Sendung geschafft.
Birgit Hofmann: Mein Mann und ich haben meinem Vater zum 50. Geburtstag damals Karteikarten mit 50 „Dalli“-Fragen geschenkt. Das war für ihn eine echte Erleichterung, weil er sie sich tatsächlich alle selbst ausdenken musste. Da gab‘s keine Redaktion im Hintergrund, die das erledigt hätte.
Der kleine Bruder Ihres Vaters wurde von den Nazis ermordet, er selbst hielt sich in einer Berliner Gartenlaube versteckt. Wussten Sie als Kinder über seine traumatische Vergangenheit Bescheid?
Gert Rosenthal: Teils, teils…
Birgit Hofmann: Das ist wirklich nicht so einfach zu beantworten. Wir wussten natürlich, dass er Waisenkind war und sich im Krieg versteckt hielt, aber ausführlicher hat er darüber nicht mit uns gesprochen. Und vieles haben wir erst erfahren, als seine Autobiografie „Zwei Leben“ herauskam.
Gert Rosenthal: Das war wie so Blitzlichter, wenn er mal kurz was erzählt hat. Aber man hat als Kind auch sehr genau gespürt, wann man nicht weiter nachfragen sollte.
Ihr Vater ist leider schon mit 61 Jahren an den Folgen von Magenkrebs gestorben – an was erinnern Sie sich, wenn Sie an ihn denken?
Birgit Hofmann: An lange, politische Diskussionen vor dem Kamin – teilweise bis zwei Uhr nachts. Er war ja sehr pro-amerikanisch eingestellt und mit der 68er-Bewegung kam so eine Protesthaltung in uns auf. Da hat er immer versucht dagegenzuarbeiten.
Gert Rosenthal: Ja, er konnte schlecht schlafen gehen, wenn er der Meinung war, dass wir noch nicht seine Überzeugung teilen (lacht.)
Was hat er Ihnen fürs Leben mitgegeben?
Birgit Hofmann: Vielleicht das Bewusstsein dafür, dass man Leute nicht so schnell in Schubladen stecken sollte. Das hat er uns vorgelebt.
Gert Rosenthal: … und dass alle Menschen gleich viel wert sind – egal, welchen Beruf sie ausüben oder welcher Religion sie angehören. Das war ihm ganz, ganz wichtig.
HFF zeigt „Rosenthal“
Die Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) zeigt „Rosenthal“ am morgigen Samstag. Beginn ist um 19.30 Uhr (Einlass 19 Uhr). Wo? Im Audimax der HFF am Bernd-Eichinger-Platz 1 in München. Der Eintritt ist frei, die Platzzahl aber begrenzt. Vorab anmelden kann man sich über das Jüdische Museum: www.juedisches-museum-muenchen.de/kalender/details/rosenthal; dann auf Anmeldung klicken.