Weltraumschrott wird immer mehr zum Problem

von Redaktion

Bonn – Kaum etwas sieht so makellos aus wie der sternenklare Nachthimmel. Doch was man mit dem bloßen Auge nicht erkennt: Der Weltraum ist ein Schrottplatz – mehr als eine Million Teile Weltraummüll kreisen ständig um die Erde. Und das ist zunehmend ein Problem. Deshalb findet heute in Bonn die Europäische Konferenz zu Weltraummüll statt, die größte wissenschaftliche Veranstaltung dieser Art.

Weltraumschrott sind alle nicht mehr verwendeten Objekte wie Satelliten oder Bruchstücke davon, die aus Kollisionen oder Explosionen entstanden sind. Sie können winzig klein sein oder auch mehrere Meter groß. Der Weltraummüll kreist sowohl in erdnahen Bahnen um die Erde als auch weit weg.

Insgesamt rasen mehr als eine Million Stücke Müll, die größer als ein Zentimeter sind, um die Erde, wie die Europäische Weltraumorganisation ESA berichtet. Und die Zahl nimmt ständig zu, denn der Weltraum wird immer stärker kommerziell genutzt. „Wir haben jetzt bis zu 3000 Objekte, die wir jedes Jahr in den Orbit hineinbringen“, sagt Tim Flohrer, Leiter Space Debris Office der ESA. „Vor 20 Jahren waren wir noch bei 100 Objekten im Jahr.“

Die meisten Satelliten werden heute kommerziell betrieben. „Das ist nicht mehr, wie man das denken würde, Wissenschaft oder staatliche Nutzung“, sagt Flohrer. Diese kommerziellen Satelliten gehören wenigen Betreibern, etwa die Starlink-Satelliten von SpaceX, dem Raumfahrtunternehmen von Elon Musk. Der Großteil wird für Kommunikationstechnologie eingesetzt. Fast jeder Mensch nutzt Daten, die auf Weltraumsatelliten beruhen, zum Beispiel im Navi der Autos oder bei der Wettervorhersage.

Weil es im Weltraum so zugeht, kann es leicht zu Kollisionen zwischen Schrott und Satelliten kommen. Deshalb müssen die Satelliten so gebaut sein, dass sie Objekten ausweichen können. Sogar die Internationale Raumstation ISS musste schon Ausweichmanöver ausführen. Wenn es zur Kollision kommt, endet das nicht mit ein paar Beulen, sondern dann zerfallen die beteiligten Objekte in zahllose Fragmente. „Denn die Geschwindigkeiten und damit die Energien sind sehr hoch“, erläutert Flohrer. Im schlimmsten Fall könnten irgendwann bestimmte Bahnen so vermüllt sein, dass sie nicht mehr nuztzbar sind.

Durch die große Zahl an Satelliten könnte sich auch der Nachthimmel aufhellen. Und zwar so, dass man die Sterne nicht mehr gut sieht. Denn Satelliten und Schrott-Teile reflektieren Sonnenlicht – Lichtverschmutzung im Weltraum. Zudem gilt: Je mehr wir den Orbit nutzen, desto mehr Objekte werden wieder in die Erdatmosphäre eintreten. Im besten Fall kontrolliert in unbewohntem Gebiet, manchmal aber eben auch unkontrolliert. „Deshalb müssen wir die Satelliten so bauen, dass sie möglichst vollständig verglühen und solche Schäden am Boden nicht passieren“, fordert Flohrer. „Da müssen wir besser werden.“

Es gibt zwei Möglichkeiten: vermeiden oder aufräumen. Vermeiden ist billiger. „Es gibt Standards, es gibt Empfehlungen, es gibt in einigen Ländern auch bindendes Recht, keinen neuen Weltraummüll zu produzieren“, sagt Flohrer. Das heißt, alte Satelliten entweder kontrolliert aus dem Orbit zurückzuholen oder unschädlich zu machen. Auch das ist Thema der Bonner Konferenz.
CHRISTOPH DRIESSEN

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