Berlin – Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) sieht Menschen mit Migrationshintergrund in dem von Union und SPD vereinbarten Koalitionsvertrag nicht ausreichend berücksichtigt. Zwar stehe in dem Vertrag, dass Deutschland ein „einwanderungsfreundliches Land bleiben“ wolle, Menschen mit Einwanderungsgeschichte kämen aber „als Subjekte mit eigenen Interessen nicht vor“, erklärte TGD-Chef Gökay Sofuoglu am Donnerstag. Um Menschen mit Migrationsgeschichte gehe es nur im Zusammenhang mit der Gewinnung von Soldaten, und der Islam komme „ausschließlich in negativen Kontexten vor“, fuhr Sofuoglu fort. „Das grenzt an Realitätsverweigerung.“ Ihm fehle außerdem ein sicherheitspolitisches Konzept gegen Rechtsextremismus, „das uns allen das Gefühl vermittelt, wir können in Deutschland eine sichere Zukunft planen“, erklärte der Vorsitzende der TGD weiter. Sofuoglu lobte das Bekenntnis zum Schutz jüdischer Menschen in Deutschland. „Angesichts der explodierenden Zahlen im Bereich der rassistischen Übergriffe hätte ich mir gewünscht, dass auch schwarze Menschen, Muslime und Sinti und Roma eine vergleichbare Berücksichtigung im Text erfahren.“
In Deutschland haben rund 24,9 Millionen Menschen einen Migrationshintergrund. Damit haben knapp 30 Prozent der Bevölkerung eine eigene oder eine über mindestens einen Elternteil mitgebrachte Zuwanderungsgeschichte. Der Verband fordert, dass das künftige Kabinett das auch abbildet.