Fahrradrikschas und ein BMW fahren durch Delhi. Ein Freihandelsabkommen könnte den Absatz in Indien steigern. © pa
Neu-Delhi – Die Zölle von Donald Trump sollen ein lange stockendes Projekt jetzt endlich in Gang bringen: Die Europäische Union und Indien streben den Abschluss eines Freihandelsabkommens noch in diesem Jahr an. Darauf hatte sich Kommissionschefin Ursula von der Leyen mit Indiens Premierminister Narendra Modi bei ihrem Besuch in Neu-Delhi im Februar verständigt.
Diplomaten halten diesen Zeitplan für höchst ambitioniert. Aber der Druck ist groß. Thomas Dose, Managing Director von BMW in Indien, berichtet zum Beispiel von Hürden jenseits der Zölle. Seit 18 Jahren ist der Autobauer im Land, hat in dieser Zeit gerade mal 140 000 Autos verkauft. Da ginge noch einiges mehr. Die Anforderungen an Autos in Indien und Europa seien quasi eins zu eins identisch, berichtet Dose. Das Problem: Für Indien muss der Autobauer dennoch ein eigenes Zertifikat nachweisen, die Kosten dafür seien enorm. Mit Abschluss eines Freihandelsabkommens wäre das über Nacht obsolet.
Zur Erklärung: Durch einen Freihandelspakt verringern sich nicht nur Zölle, es werden einheitliche Regeln festgelegt. Mit Indien gab es schon von 2007 bis 2013 Verhandlungen über ein Abkommen, die dann allerdings scheiterten. Noch im vergangenen Herbst war die Stiftung für Politik und Wissenschaft eher skeptisch. Die handelspolitischen Auflagen der Europäischen Kommission würden in Neu-Delhi als „neokoloniale Bevormundung“ gesehen. Die EU habe sich zur Hüterin der Menschenrechte sowie für Umwelt-, Sozial- und Klimafragen gemacht. „Der indischen Regierung wird die Fähigkeit abgesprochen, im Interesse ihrer eigenen Bevölkerung zu handeln.“
Jetzt soll es dagegen ganz schnell gehen. Donald Trump hat mit seiner aggressiven Außenhandelspolitik in allen Teilen der Welt zu einem Umdenken geführt. „Wir setzen uns für eine Freihandelszone ein, die so schnell wie möglich kommen soll“, sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder während seines Besuchs in Neu-Delhi. Das erleichtere das Agieren deutscher Firmen in Indien, aber auch umgekehrt indisches Engagement in Deutschland. Der Ministerpräsident sieht auch für die bayerischen Rüstungsunternehmen großes Potenzial in Indien. Auch für den Bereich Raumfahrt. Aktuell gibt es über 300 indisch-bayerische Joint-Ventures und 1500 Beziehungen bayerischer Unternehmen mit Indien.
Audi Indien erwartet ein stetiges Wachstum von etwa fünf Prozent in den nächsten Jahren. Vor allem beim Luxus-Segment, das derzeit nur 1,5 Prozent aller in Indien verkauften Wagen ausmacht, gebe es noch enormes Potenzial.
M. SCHIER