Frankreich: „Absolute Katastrophe“
Die gescheiterte Kanzlerwahl hat in Frankreich besorgte und teils auch spöttische Kommentare ausgelöst. „Es ist ein politischer Schock für Deutschland und Europa“, erklärte die EU-Abgeordnete und Generalsekretärin der französischen Regierungspartei Renaissance, Valérie Hayer. Eine Ministerin, die nicht namentlich genannt werden wollte, sprach von einer „absoluten Katastrophe“. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte eine Amtsübernahme von Merz mit Ungeduld erwartet. Man wolle „alte Meinungsverschiedenheiten ausräumen“ und wieder frischen Wind in die deutsch-französischen Beziehungen bringen, hieß es von Seiten des Elysée-Palasts.
EU-Außenbeauftragte appelliert an Berlin
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hat die große Bedeutung Deutschlands für die Europäische Union hervorgehoben. Was sich in Berlin zutrage, „wirkt sich auf alle europäischen Staaten aus“, sagte Kallas am Dienstag am Rande einer Sitzung des EU-Parlaments in Straßburg dem Sender Phoenix. „Ich hoffe, dass wir eine stabile Regierung bekommen und dass wir mit der Regierung dort künftig gut arbeiten können“, fügte Kallas kurz vor Beginn der zweiten Runde der Kanzlerwahl im Bundestag hinzu.
Kiew: Deutschland muss stärker werden
Gleich nach dem zweiten Wahlgang im Bundestag hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Friedrich Merz beglückwünscht. „Ich gratuliere ganz herzlich Friedrich Merz zu seiner Wahl zum neuen Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland“ schrieb Selenskyj auf Deutsch auf der Plattform X. „Die Ukraine ist zutiefst dankbar für die Unterstützung durch Deutschland und seine Bevölkerung. Ihre helfende Hand hat Abertausenden von Ukrainern das Leben gerettet.“ Selenskyj hoffe „aufrichtig, dass Deutschland noch stärker wird und wir noch mehr deutsche Führungsstärke in den europäischen und transatlantischen Beziehungen erleben werden“.
Von der Leyen freut sich auf Zusammenarbeit
Gratulationen gab es auch von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. „Ich freue mich auf eine enge Zusammenarbeit“, erklärte sie. „Wir werden uns gemeinsam für ein starkes und wettbewerbsfähigeres Europa einsetzen.“ Von der Leyen, die unter Angela Merkel (CDU) zunächst Familien- und später Verteidigungsministerin war, nannte Merz einen „ausgewiesenen Freund und Kenner Europas“. Beim Kongress der Europäischen Volkspartei in Valencia hatte Merz von der Leyen in der vergangenen Woche die Unterstützung der neuen Bundesregierung zugesichert.
Moskau: Deutschland schadet sich selbst
Moskau sieht in den unerwarteten Schwierigkeiten bei der Kanzlerwahl ein grundsätzliches innenpolitisches Problem in Deutschland. „Man muss sich ehrlich fragen, wer Deutschland in wirtschaftlicher, politischer und humanitärer Hinsicht in seine jetzige Lage gebracht hat?“, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. Sie warf der politischen Führung in Berlin Klientelpolitik zum Schaden nationaler Interessen vor.