Zufrieden mit ihrer Wahl: Die Kardinäle während der ersten Ansprache des Papstes. © MONTEFORTE/AFP
Jubel auf dem Petersplatz: Zehntausende Gläubige feiern den frisch gewählten Papst. © Morenatti/dpa
„Gott liebt euch alle“, ruft Leo XIV. der jubelnden Menschenmenge von dem Balkon des Petersdoms zu. © epd
Vatikanstadt – Ein Papst, der lächelt, der die Freude der Menschen über seine Wahl genießt – und der keineswegs den Eindruck macht, dass die Entscheidung zu seiner Wahl ihn erdrücken könnte: Papst Leo XIV. steht auf der Benediktionsloggia an der Fassade des Petersdoms und winkt minutenlang fröhlich den Menschen zu. Ein Kirchenoberhaupt, das bei seinem ersten Auftritt Vertrauen und Freude ausstrahlt und die Bedeutung des Friedens in der Welt, den Dialog und das Brückenbauen betont. Um 19.13 Uhr hatte Kardinalprotodiakon Dominique Mamberti verkündet: „Habemus Papam!“ – und zwar den ersten US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri.
„Der Friede sei mit Euch“ sind die ersten Worte, der der aus Chicago stammende grauhaarige Augustiner-Mönch an die Menschen richtet. Er fährt fort: „Ich hoffe, dass dieser Friedensgruß alle Völker und alle Menschen erreicht.“ Es sei „ein unbewaffneter und entwaffnender Friede“, so der neue Papst weiter.
Papst Leo XIV. zeigt durch seinen ersten Auftritt, dass er ein Brückenbauer sein will auch in der Kirche, in der sich in den vergangenen Jahren deutliche Spaltungstendenzen entwickelt hatten. Anders als sein Vorgänger Franziskus, der bewusst eine einfache weiße Soutane gewählt hatte, knüpft der Amerikaner mit seinem Gewand an die traditionellen Vorstellungen des deutschen Papstes Benedikt XVI. an. Er trägt wie sein Vorvorgänger die rote Stola mit den vier Evangelisten. Wie ein Zeichen an die Konservativen, dass er deren Sorge um die Wahrung der Traditionen ernst nimmt.
In seiner Rede aber stellt er sich deutlich in die Nachfolge von Franziskus. Mit bewegenden Worten erinnert er an den letzten Auftritt seines Vorgängers am Ostersonntag, als Franziskus seinen letzten Gruß an die Menschen gerichtet hatte. Diesen Segen wolle er fortsetzen. „Gott liebt uns alle und das Böse wird nicht obsiegen.“ Vereint ohne Angst, Hand in Hand, sollten „wir gemeinsam unterwegs sein“. Der 69-Jährige spricht sich ausdrücklich für eine synodale Kirche aus und deutet so an, dass er den Reformweg fortsetzen werde. „Leone, Leone“, skandiert die Menge auf dem Petersplatz.
Nur vier Wahlgänge hat der neue Papst gebraucht, das war entgegen aller Erwartungen und überraschend schnell. Als Favorit wurde bis zuletzt der bisherige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gehandelt. Es waren unglaublich spannende eineinhalb Tage bis zur Entscheidung. Schon am Mittwochabend hatten die Menschen über drei Stunden bis 21 Uhr warten müssen, bis schwarzer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle anzeigte, dass noch kein Nachfolger für Franziskus gefunden worden war. Viel wurde spekuliert, warum sich die Anzeige verzögert hatte. Die große Zahl der Kardinäle? Eine Panne bei der Wahl? Eine zu lange Rede eines Predigers?
Gestern Morgen stehen um 9 Uhr schon wieder tausende Menschen auf dem Petersplatz, die dabei sein wollen, wenn weißer Rauch aus dem Schornstein quillt. Doch sie müssen lange warten. Um 11.55 Uhr zeigt schwarzer Rauch an, dass auch der zweite und dritte Wahlgang noch kein Ergebnis gebracht haben. Schon gibt es erste Spekulationen, dass nun die Favoriten wie der bisherige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin aus dem Rennen sein könnten. „Jetzt könnte die Stunde der Außenseiter schlagen“, mutmaßt ein Vatikan-Experte. Und genau so kommt es.
Kirchenpolitisch ist Prevost nicht eindeutig festzulegen. Zu strittigen Themen wie der Rolle von Frauen in der Kirche, Segnungen von homosexuellen Paaren oder der Abschaffung des Pflichtzölibats hat sich der US-Amerikaner so gut wie nicht geäußert. Er gilt als guter Zuhörer, vermittelnder Charakter. Diese Eigenschaften sowie seine Führungserfahrung als Ordensmann, Diözesanbischof sowie Chef einer Kurienbehörde und damit Kenner des Vatikans dürfte ausschlaggebend für seine Wahl gewesen sein.
Die Mächtigen der Welt gratulieren: Es sei eine große Ehre für die USA, dass Prevost der erste US-amerikanische Papst sei, erklärt Präsident Donald Trump. „Ich freue mich darauf, Papst Leo XIV. zu treffen. Es wird ein sehr bedeutsamer Moment sein.“ Kanzler Friedrich Merz schickt ein Schreiben. „Durch Ihr Amt geben Sie in diesen Zeiten großer Herausforderungen Millionen von Gläubigen weltweit Hoffnung und Orientierung“, heißt es. „Für viele Menschen sind Sie ein Anker für Gerechtigkeit und Versöhnung.“ EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärt: „Wir wünschen uns, dass sein Pontifikat von Weisheit und Stärke geleitet sein wird, indem er die katholische Gemeinschaft durch seinen Einsatz für Frieden und Dialog ermutigt.“.