Gedächtnistraining hilft, den Verlauf bei Alzheimer zu verlangsamen. Das können einfache Spiele wie das beliebte „Memory“ sein. © dpa
München – Heilen lässt sich Alzheimer bisher nicht – aber behandeln. Neben Medikamenten sind nicht-medikamentöse Therapien entscheidend für Lebensqualität und Selbstständigkeit. „Alzheimer ist mehr als eine Hirnerkrankung – sie betrifft alle Lebensbereiche der Betroffenen und Zugehörigen. Es bedarf einer ganzheitlichen Begleitung, nicht nur durch Ärzte“, sagt Oberärztin Dr. Katharina Bürger vom Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) am LMU Klinikum in München-Großhadern.
Medikamente können teilweise zumindest die Symptome lindern. Acetylcholinesterase-Hemmer (z. B. Donepezil) verbessern in frühen bis mittleren Stadien Gedächtnis, Konzentration und Alltagsfunktionen. In fortgeschritteneren Stadien schützt Memantin die Nervenzellen vor Überreizung. Und dann gibt es das in der EU gerade im April neu zugelassene Lecanemab, ein Antikörper. Er räumt im Frühstadium gezielt Amyloid-Plaques ab (siehe Text unten).
„Medikamente helfen – aber reichen allein nicht aus“, sagt Dr. Katharina Bürger. Nicht-medikamentöse Therapien helfen dabei, körperlich und geistig fit zu bleiben. Sie retten keine Nervenzellen, aber sie stärken, stabilisieren und geben Halt.
Wichtig sind vor allem: körperliches Training wie Ausdauersport und aerobes Krafttraining, möglichst viel geistige Aktivität – aber ohne Leistungsdruck; Ergotherapie für Alltagshandgriffe, Kreativtherapien wie Musik oder Tanz und natürlich umfassende Informationen und eine gute Begleitung für Betroffene und Angehörige.
„Gerade früh im Verlauf ist es entscheidend, aktiv zu bleiben – das stärkt Selbstwert und Autonomie und hilft gegen Depressivität“, betont die Alzheimer-Expertin des Campus der Ludwig-Maximilians-Universität. Wovon die Expertin aufgrund der Studienergebnisse jedoch abrät, sind Apps und digitale Gedächtnistrainer. „Gesunde Menschen können ihr Gedächtnis damit problemlos trainieren. Gemäß aktueller Leitlinien wird computergestütztes Training ohne Anleitung und Begleitung bei Demenz nicht empfohlen. Alzheimer-Erkrankte kann es eher frustrieren“, sagt Dr. Katharina Bürger.
Besonders wichtig ist ihr, dass nicht-medikamentöse Maßnahmen nicht unterschätzt werden, ebenso wie die psychosozialen Angebote, zum Beispiel der Alzheimer-Gesellschaften. „Sehr empfehlenswert ist, diese Angebote bereits ab der Diagnose in Anspruch zu nehmen und nicht erst, wenn die häusliche Situation für die Angehörigen untragbar wird“, rät die Fachärztin.
SUSANNE HÖPPNER