Das bedeuten die Spiele für München

von Redaktion

Sport in der Innenstadt: Bei den European Championships wurde am Königsplatz Beachvolleyball gespielt. © Vonier/SZ-Photo

Schwimmen in der Konzerthalle: In der geplanten Munich Arena in Freising sollen Wettkämpfe stattfinden. © SWMunich

Paris als Vorbild: Wie die französische Hauptstadt 2024 soll auch München zur großen Olympia-Arena werden. © Picture Alliance

München – Dressurreiten vor Schloss Nymphenburg, Skateboarden im Olympiapark und Bogenschießen im Englischen Garten – so stellt sich Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) Olympische Spiele in München vor. Wie 2024 in Paris soll die ganze Stadt als Arena für die Sportwettbewerbe dienen. Reiter hofft, dass dabei ikonische Bilder entstehen, nannte am Dienstag aber auch einen eher pragmatischen Grund für die Bewerbung: „Es gibt Geld.“

Das war bereits bei den Spielen 1972 der Fall. Für die Bewerbung war die finanzielle Unterstützung durch Bund und Land unabdingbar. Denn allein hätte die Stadt die enormen Investitionen nicht stemmen können: der Bau der Sportstätten, des Olympischen Dorfes, die neuen U-Bahnen und S-Bahnen. Auch bei einer neuerlichen Bewerbung dürfte es Finanzspritzen für Projekte geben, die die Stadt allein möglicherweise nicht bezahlen kann.

■ Finanzielle Unterstützung

Dazu könnte die U4-Verlängerung vom Arabellapark nach Englschalking zählen. Bau und Inbetriebnahme der zwei Kilometer langen Strecke sind abhängig von der Stadt-Entwicklung („SEM“) im Nordosten. Die neue Trasse würde das Gebiet anbinden, auch eine Verlängerung nach Riem zur S8 wird geprüft. Sollte München Olympische Spiele ausrichten und ein neues Olympisches Dorf auf dem SEM-Gebiet bei Daglfing bauen (siehe oben), wäre eine U4-Verlängerung wohl auch durch Bund und Freistaat mitfinanzierbar.

Für die neueInnenstadt-Trasse U9 könnte es ebenfalls finanzielle Unterstützung geben. Sie soll die Linien U3 und U6 entlasten. Die Strecke wird über 10,5 Kilometer von der Dietlinden- bis zur Implerstraße führen. Neue Bahnhöfe sollen unter anderem an den Pinakotheken, am Elisabethplatz und am Esperantoplatz errichtet werden. Mit dem Bau kann erst in den 30er-Jahren begonnen werden, die Fertigstellung ist nicht vor 2040 angedacht. Durch die Spiele vielleicht doch? Die Kosten von geschätzt derzeit vier Milliarden Euro wird die Stadt definitiv nicht allein bestreiten können.

Reiter sprach zudem über den S-Bahn-Nordring. Der ist bereits geplant, hätte 2026 für Pendelzüge in Betrieb genommen werden sollen. Wie zwischenzeitlich bekannt wurde, verzögert sich das Projekt um zehn Jahre. Durch Olympische Spiele könnte deutlich mehr Zug in das Vorhaben kommen, das gilt zudem für die Zweite Stammstrecke. Die befindet sich zwar bereits im Bau, das milliardenschwere Projekt verzögert sich aber dauernd.

■ Die Veranstaltungsorte

Während Olympia also Schwung in einige Bauprojekte bringen könnte, sieht das Konzept „München 20XX“ vor, dass für die eigentlichen Wettkämpfe so wenig wie möglich neu gebaut werden müsste. Stattdessen setzt der Plan auf die noch vorhandenen Stätten von 1972. So würden im Olympiastadion die Leichtathletik-Wettkämpfe stattfinden. In der Olympiahalle stünden wiederum Turnen und Trampolin auf dem Programm. Reiter sprach von den „nachhaltigsten Spielen, die wir jemals hatten“.

Nicht alle Wettbewerbe lassen sich jedoch in den vorhandenen Stätten austragen. In München gibt es beispielsweise kein Olympiaschwimmbecken, das den IOC-Anforderungen entspricht. Als Schwimmhalle soll deshalb die geplante Multifunktionsarena am Flughafen bei Freising dienen. Das bestätigte der Geschäftsführer des Konzertarenen-Investors SWMunich Real Estate, Lorenz Schmid, unserer Zeitung. In der Munich Arena, die planmäßig bis 2030 in Betrieb gehen soll, hätte demnach ein temporäres Becken Platz, das breiter konzipiert ist, damit die Sportler an den Außenbahnen nicht direkt am Beckenrand schwimmen müssen – laut IOC ein Wettbewerbsnachteil.

Neben Freising hoffen andere bayerische Städte auf Athleten und Wettkämpfe: Die Kanuten sollen – wie 1972 – im Eiskanal in Augsburg starten. Augsburg, Nürnberg und Regensburg könnten außerdem als Austragungsorte für Fußballspiele dienen. Das Freiwasserschwimmen soll wiederum im Münchner Umland am Starnberger See stattfinden.

■ Schub für die Wirtschaft

Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, geht davon aus, dass Olympische Spiele in München wirtschaftliche Vorteile für ganz Bayern mit sich bringen würden. „Das Hotel- und Gaststättengewerbe, Logistiker, Dienstleister aller Art und viele mehr werden eine Umsatzsteigerung in dieser Zeit erzielen.“ Dies führe wiederum zu erhöhten Steuereinnahmen. „Die bayerische Wirtschaft steht klar hinter einer Bewerbung“, sagt Brossardt. Inwieweit sich die bayerischen Firmen an der Finanzierung beteiligen würden, lasse sich jedoch noch nicht beurteilen. Auch der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga ist für eine Bewerbung. Ein Sprecher sagte unserer Zeitung: „Olympische Spiele in München wären eine großartige Chance und ein unbezahlbarer Imagegewinn.“