Am 28. Mai soll der Münchner Stadtrat den Konzeptentwurf für die Spiele genehmigen. „Es muss nicht viel Neues gebaut werden – fast gar nichts“, sagt Ministerpräsident Markus Söder. Für das Olympische Dorf gilt das nicht. Denn das alte von 1972 ist ja inzwischen Wohngebiet. Wohin also mit tausenden Athletinnen, Athleten und Betreuern? Nach Daglfing, so plant es die Stadt.
Dort soll auf dem Gebiet der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) Nordost ein neues Olympisches Dorf entstehen. „Wir werden ein paar tausend Wohnungen für die Sportler bauen“, sagte OB Dieter Reiter (SPD) gestern. Das Projekt soll nach Informationen unserer Zeitung als Modell für die Entwicklung der gesamten SEM dienen. Auf dem 600 Hektar großen Gebiet sollen einmal Wohnungen für 30 000 und Arbeitsplätze für 10 000 Menschen entstehen. Wie groß das neue Olympische Dorf werden soll, ist noch unklar. Im Olympischen Dorf von 1972 waren rund 14 000 Athleten und Betreuer untergebracht. Heute befinden sich auf dem Areal knapp 3500 Wohnungen.
Und was sagen die Daglfinger zu diesen Plänen? Anwohnerin Tine Neubert ist zwiegespalten. „Die olympische Idee ist schön. Auch den Plan, Wohnraum zu schaffen, finde ich gut. Andererseits wohne ich so gerne hier, weil es eben ländlicher und ruhiger ist.“ Das könnte sich mit dem Bau eines Olympischen Dorfs ändern. Trotzdem sagt Neubert, sie würde Ja zu Olympia in München sagen, wenn morgen Bürgerentscheid wäre.
Veronika Unterreitmaier würde dagegen stimmen. „Aus sportlicher Sicht finde ich Olympia toll“, sagt die Seniorin, die seit über 40 Jahren in Daglfing wohnt. Für ein Olympisches Dorf vor der Haustür fehlt ihr aber die passende Infrastruktur. Insbesondere die fehlende S-Bahn-Untertunnelung in Daglfing stößt ihr sauer auf. Darum solle sich die Stadt zuerst kümmern, bevor sie an Olympia denke, sagt Veronika Unterreitmaier.
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