PRESSESTIMMEN

„Europa muss sich selbst verteidigen“

von Redaktion

Auch die internationale Presse beschäftigt sich mit dem Umgang von US-Präsident Donald Trump mit Russlands Präsident Wladimir Putin – und den Konsequenzen für Europa. Eine Auswahl:

„La Stampa“ (Italien): „Wir müssen einer einfachen und beunruhigenden Tatsache ins Auge sehen: (…) Trump bewundert Putin. Wenn er mit ihm spricht, scheint er in eine Art ehrfürchtige Trance zu verfallen; er würde niemals ein kritisches Wort über ihn verlieren. (…) Meiner Meinung nach scheint Trumps eigentliches Ziel heute darin zu bestehen, die Handelsbeziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Russland wieder aufzubauen und zu stärken. Mit Putin Geschäfte zu machen. (…) Das Ende des Krieges in der Ukraine erscheint fast wie ein Ärgernis, ein Stolperstein auf dem Weg, den Trump sich zu einer erneuerten Handelspartnerschaft mit Moskau vorstellt. Zölle für die europäischen Freunde und umfangreiche Handelsbeziehungen für Putin. Das ist der amerikanische Präsident, mit dem die Europäische Union heute zu tun hat. Und genau deshalb hat Europa dringenden Bedarf an Geschlossenheit. (…) Der amerikanische Präsident ist kein verlässlicher Verbündeter. Wir müssen uns selbst verteidigen.“

„The Guardian“ (Großbritannien): „Die EU und Großbritannien haben in dieser Woche eine weitere Runde von Sanktionen koordiniert, einschließlich Maßnahmen zur Schließung des Schlupflochs Schattenflotte, das dem Kreml die Aufrechterhaltung von Öleinnahmen ermöglicht. Die Ukraine drängt ihre europäischen Freunde, weiterzugehen und sekundäre Sanktionen gegen Länder zu verhängen, die von Russland kaufen oder ihm technologische Unterstützung gewähren. Auf der anderen Seite des Atlantiks befürwortet eine Mehrheit der US-Senatoren einen stärkeren wirtschaftlichen Druck auf Moskau, doch Donald Trump bevorzugt Nachsicht und sogar eine Normalisierung der Handelsbeziehungen. Die kremlfreundliche Einstellung des US-Präsidenten ist ein Hindernis für die Verteidigung der Ukraine, wenngleich kein völlig unbewegliches. Trump hat eine Aversion dagegen, schwach zu erscheinen – was sich nutzen lässt, um ihn von einer Politik der umfassenden Beschwichtigung Putins abzuhalten. Zudem hat der russische Präsident womöglich weniger Zeit, als er denkt. Putin stellt sich als Meisterstratege dar, aber (…) der Kreml kann zwar Lügen verbreiten, den schlechten Zustand der russischen Wirtschaft kann er damit nicht ewig verbergen. Das ist eine Schwachstelle, an der die Verbündeten der Ukraine weiterhin mit aller Kraft ansetzen müssen.“

„Kommersant“ (Moskau): „Die Gespräche über die Beendigung und Beilegung des militärischen Konflikts in der Ukraine werden von Moskau und Kiew geführt, während Washington als Schiedsrichter und Garant für eine Einigung fungiert. Europa bleibt von diesem Szenario ausgeschlossen. Das macht Europa und Kiew nervös. Nach ihren Vorstellungen sollten die Ukraine, die EU und die USA Russland als Einheit gegenüberstehen. Trump lehnt diese Vorgehensweise ab. Der Inhalt der Verhandlungen ist ihm derzeit egal. Er braucht zumindest den Anschein von Fortschritt. Und Putin spielt dabei geschickt mit.“

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