Porzellan und Pandas: Die Politik der Präsente

von Redaktion

Bei offiziellen Besuchen sind immer Gastgeschenke dabei – Viele landen im Keller, wenige sogar im Stall

Markus Söder 2024 mit Panda in China. © Kneffel/dpa

Angela Merkel erhielt 2011 einen Damenschuh.

München – Selten, sehr selten, gibt es Geschenke, die Politiker wirklich glücklich machen. Bei Markus Söder war das so auf seiner China-Reise 2024: Die Gastgeber schenkten ihm einen Plüsch-Pandabären, Söder knuddelte und küsste das Stofftier vor laufenden Kameras innig. Das ist nicht in jedem Fall zur Nachahmung empfohlen: Der Bürgermeister von Magdeburg erhielt von einer afrikanischen Partnerstadt mal ein lebendes Krokodil.

Politiker und ihre Geschenke: Das ist jenseits von Trump und seinem Jet eine eher komische als eine korrupte Geschichte. Bei Besuchen im Ausland ist das Präsent-Überreichen ein übliches, de facto verpflichtendes Ritual, um sich gegenseitig Wertschätzung zu zeigen. Selten dürfen und noch seltener wollen Politiker die Geschenke privat behalten.

Fernreisenden Polit-Bayern wird eine gute Kreativität bei Geschenken nachgesagt, die Protokollabteilungen machen sich Mühe, hören sich um. Papst Benedikt soll mal gesagt haben, im Vatikan ab und zu vergeblich von einem bayerischen Bier zu träumen – schwups, bei den nächsten Privataudienzen brachten die Ministerpräsidenten stets ein Bier im Geschenkkorb mit. Franziskus, der nächste Papst, sagte dann 2018 zu Söder: „Wie, aus Bayern, und kein Bier dabei?“ Söder gelobte, ein Fass nachzuliefern. Nach China nahm Söder ein großes Mao- und Strauß-Bildnis mit, nach Albanien eine Strauß-Büste.

Weniger kreative Rückfalloption ist stets der berühmte bayerische Porzellanlöwe aus der Manufaktur Nymphenburg. Ganze Herden des Wappentiers (Einkaufspreis für Privatleute: 780 Euro) wurden schon in alle Welt geflogen und verschenkt. Ausnahme: US-Präsident Bush erhielt von Edmund Stoiber im Weißen Haus 2002 einen großen Porzellan-Elefanten, Symboltier der Republikanischen Partei.

Die heikle Frage ist: Was passiert mit den Geschenken? Das Bundesministergesetz ist da streng: Ein Minister/Kanzler muss jedes Geschenk mitteilen, über die Verwendung entscheidet die Bundesregierung insgesamt. Das ist mitunter recht kleinteilig: Über Ex-Kanzleramtsminister Peter Altmaier wurde ein Vermerk angelegt, er habe vier belgische Biere und ein Glas, Wert zwölf Euro, erhalten. In Bayern gilt: Abgeordnete dürfen Geschenke bis 200 Euro behalten. Alles darüber können sie der Staatsoberkasse Bayern abkaufen.

Keiner spricht gern darüber, aber in der Praxis quellen deshalb die Vitrinen auf den Regierungsfluren (und die Keller!) über. Hier und da wird für edle Stücke eine Sonderverwendung gefunden: Eine Pferdestatue des Emirs von Katar hat die Staatskanzlei an das „Haus der Bayerischen Geschichte“ Regensburg weitergegeben. Im Bund wird sogar ab und zu ein Schwung anonymisiert verkauft. Ein Auktionshaus in Nürnberg versteigerte jüngst für die Bundesregierung einen goldenen Adler aus Arabien, eine chinesische Vase und einen kenianischen Bronzewasserbüffel. Der usbekische Schal („mit Fransen“, 2 Euro) ging gerade noch weg. Nicht im Angebot: das lebendige weiße Huhn, das Angela Merkel 2018 in Liberia geschenkt bekam. Es dürfte längst im Geschenkehimmel sein, trifft dort auf Schaf „Sammy“, das Gerhard Schröder 2004 in Äthiopien erhielt.

Nicht jedes Geschenk sollte übrigens ungeöffnet im Behördenkeller verschwinden, sonst schimmelt da mal was. Den Staatschefs beim G7-Gipfel in Elmau schenkte Söder einen Lodenrucksack voll Getränken, Bergkäse und Rostbratwurst.
CHR. DEUTSCHLÄNDER

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