Senioren werden für Unternehmen immer wichtiger

von Redaktion

Die Erfahrung der Älteren ist etwas, von dem jüngere Arbeitnehmer profitieren. © IMAGO

Mannheim – Angesichts des Fachkräftemangels stehen viele Unternehmen vor einer wachsenden Herausforderung: Ausgeschriebene Stellen bleiben unbesetzt, der demografische Wandel verschärft diese Entwicklung dramatisch. Wenn die geburtenstarken Babyboomer bis 2035 in den Ruhestand gehen, könnten bis zu sieben Millionen Arbeitskräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt fehlen – eine Lücke, die durch Zuwanderung oder Ausbildung allein kaum zu schließen sein wird.

Eine bislang unterschätzte Lösung liegt im verstärkten Einsatz älterer Fachkräfte. Viele von ihnen bringen nicht nur langjährige Erfahrung mit, sondern sind sofort verfügbar, benötigen kaum Einarbeitung – und sind damit prädestiniert, als Troubleshooter drängende Herausforderungen in der IT, im Kundendienst oder der Wartung komplexer Anlagen zu lösen. Diese Potenziale bleiben aber oft ungenutzt. Stattdessen sehen sich ältere Arbeitnehmer hartnäckigen Vorurteilen ausgesetzt: Sie gelten als weniger belastbar, nicht mehr lernfähig oder gar als Innovationsbremse.

Was ist dran an diesem Bild? Der Personaldienstleister Hays hat im Februar in zwei Umfragen untersucht, wie Unternehmen Seniorfachkräfte tatsächlich wahrnehmen. Die Befragung von über 500 Führungskräften zeigt ein klares Bild: Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden durchaus geschätzt – und zwar für Qualitäten, die in der heutigen Arbeitswelt an Bedeutung gewinnen. An erster Stelle steht die langjährige Berufserfahrung (53 Prozent), dicht gefolgt vom hohen fachlichen Know-how (41) und einer ausgeprägten Zuverlässigkeit (36). Besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten zählt auch ein oft unterschätzter Faktor: die Krisenerfahrung.

Fast ein Viertel der Befragten (23 Prozent) betont die besondere Resilienz älterer Fachkräfte im Umgang mit herausfordernden Situationen. Die Liste dieser Vorteile ist lang und die Zahl der Skeptiker gering: Nur zwei Prozent der Entscheidenden sehen überhaupt keinen Nutzen im Einsatz von Mitarbeitenden über 60 Jahren. Entsprechend hoch fällt der Stellenwert aus, den Unternehmen dieser Altersgruppe beimessen: 46 Prozent der Befragten bewerten ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg als sehr hoch oder hoch. 90 Prozent der befragten Fachkräfte sind der Ansicht, dass Unternehmen künftig verstärkt auf ältere Fachkräfte setzen werden. Dabei geht der Trend in vielen Organisationen inzwischen über das reine Altersdenken hinaus. Für 44 Prozent der Befragten spielt das Geburtsjahr keine Rolle, entscheidend seien Kompetenz, Qualifikation und Persönlichkeit.

Trotz der vielen Vorteile nehmen Unternehmen auch gewisse Herausforderungen wahr. Die häufigste Kritik betrifft mangelnde IT-Kenntnisse. Weitere genannte Herausforderungen sind Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit jüngeren Kollegen beziehungsweise ein traditionelles Rollenverständnis.

Artikel 3 von 3