Bei einer Herz-Operation: Professor Markus Krane.
Herzrhythmusstörungen: Prof. Isabel Deisenhofer erklärt 3-D-Bilder eines linken Herzvorhofs. © Dr. Elda Dzilic, Sigi Jantz
München – Mindestens jeder vierte Schlaganfall geht auf das Konto von Vorhofflimmern. „Bei dieser Herzrhythmusstörung pumpt der Herzvorhof nicht mehr. Dadurch fließt das Blut so langsam durch den Vorhof, dass es verklumpen kann – ein Blutgerinnsel entsteht. Diese Gerinnsel bilden sich besonders oft im linken Vorhofohr, einer zipfelmützenartigen Aussackung des Vorhofs. Sie können sich lösen, mit dem Blutfluss ins Gehirn gelangen und dort ein Gefäß verschließen. Dann spricht man von einem ischämischen Schlaganfall. „Ischämie bedeutet Minderdurchblutung“, erklärt Professorin Isabel Deisenhofer, Leiterin der Abteilung für Elektrophysiologie im TUM Universitätsklinikum Deutsches Herzzentrum.
Um die Kettenreaktion zu unterbrechen, setzen Herzspezialisten minimalinvasive und chirurgische Behandlungsmethoden ein. So gibt es bereits seit den 1980er-Jahren die sogenannte Katheter-Ablation. Sie zielt darauf ab, bereits die Entstehung von Vorhofflimmern als Auslöser für die Bildung von Blutgerinnsel zu beseitigen. „Wir verwenden Katheter, die man von der Leiste aus durch die Blutgefäße bis in den linken Vorhof schiebt. Dort verödet man die Einmündungsgebiete der Lungenvenen – entweder mit Hitze, Kälte oder mit kurzen Elektroschocks (Pulsed Field Ablation)“, so Deisenhofer. Sie führt eine der größten Abteilungen für Kather-Ablationen in Europa mit jährlich etwa 2200 Eingriffen. Die Erfolgsquote bei Ablationen liegt nach Angaben der Deutschen Herzstiftung bei 70 bis 80 Prozent, nach wiederholten Eingriffen bei bis zu 90 Prozent.
In manchen Fällen nutzen die Herzchirurgen auch die chirurgische Ablation. „Sie wird meist ergänzend im Rahmen einer offenen Herz-Operation vorgenommen. Diese zusätzliche Ablation verbessert die Langzeitergebnisse der Patienten“, berichtet Prof. Markus Krane, Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie im Herzzentrum, und fügt hinzu: „Für einige wenige Patienten stehen heute auch sogenannte Hybrid-Verfahren zur Verfügung. Sie kombinieren eine klassische Katheterablation und eine Ablation in Schlüssellochtechnik an der Herzaußenseite.“ Eine chirurgische Ablation ist auch mit einem minimalinvasiven Zugang möglich, der beispielsweise für Herzklappeneingriffe genutzt wird. Der Fachbegriff heißt rechtsseitige Thorakotomie.
Zusätzlich zur chirurgischen Ablation verschließen die Herzchirurgen immer das linke Vorhofohr, um zu verhindern, dass sich dort Blutgerinnsel lösen und ins Gehirn wandern. „Früher war dazu eine Naht nötig. Heute gibt es moderne Clips. Damit lässt sich das Vorhofohr von außen verschließen. Das Einsetzen dauert nur wenige Sekunden und verlängert damit die Operation praktisch nicht“, erklärt Krane, dessen Klinik zu den Innovationstreibern beim Einsatz neuer OP-Methoden und Implantate gilt. „Studien haben gezeigt, dass der Verschluss des linken Vorhofohres das Schlaganfallrisiko deutlich verringert.“
A. BEEZ