Politiker-Mord wühlt Amerika auf

von Redaktion

Flüchtiger Attentäter in Minnesota will mehrere Demokraten töten: Liste möglicher Opfer gefunden

Melissa Hortman war Sprecherin des Repräsentantenhauses in Minnesota. Sie wurde ermordet. © Abbie Parr/dpa

Brooklyn Park/Washington – Nach den tödlichen Schüssen im US-Bundesstaat Minnesota läuft eine großangelegte Fahndung nach dem Täter. Zugleich ist erneut eine Debatte über politisch motivierte Gewalt in den USA entbrannt. „Es ist furchtbar, dass sich Staatsbedienstete auf so konkrete und beängstigende Weise um ihre persönliche Sicherheit sorgen müssen“, sagte die demokratische US-Senatorin für Minnesota, Tina Smith.

Am frühen Samstagmorgen hatte ein bewaffneter Mann eine demokratische Abgeordnete im Parlament Minnesotas, Melissa Hortman, und deren Ehemann Mark in ihrem Wohnhaus in der Stadt Brooklyn Park getötet. Bei einem weiteren Angriff im nahe gelegenen Champlin wurden zudem ein demokratischer Senator aus dem Parlament des Bundesstaats, John Hoffman, und dessen Ehefrau Yvette niedergeschossen und schwer verletzt. Die Behörden gehen von einem politischen Motiv hinter den Taten aus. Es besteht die Sorge, dass weitere Menschen in Gefahr sein könnten.

Smith ist eine von mehreren Amtsträgern auf einer Liste, die Einsatzkräfte neben einer größeren Menge Munition im Fahrzeug des mutmaßlichen Täters gefunden hatten. Laut dem US-Sender CNN standen auf der Liste unter anderem Politiker aus Minnesota und anderen Bundesstaaten sowie Befürworter des Rechts auf Abtreibung. US-Präsident Donald Trump verurteilte die Tat scharf und sprach von einem „gezielten Angriff auf Staatsbedienstete“. Er kündigte an, alle Beteiligten „mit der vollen Härte des Gesetzes“ verfolgen zu lassen. Sein Amtsvorgänger Joe Biden rief zu Geschlossenheit gegen politisch motivierte Gewalt auf.

Der Täter war gestern noch auf der Flucht. Verdächtigt wird ein 57 Jahre alter Mann, der Recherchen von US-Medien zufolge bei einer privaten Sicherheitsfirma beschäftigt ist. Auf der Website des Unternehmens heißt es demnach, er habe Einsätze in Krisenregionen wie dem Westjordanland, dem Gazastreifen und dem Libanon absolviert und sei unter anderem auch von Angehörigen des US-Militärs ausgebildet worden. „Nähern Sie sich ihm nicht. Er ist als bewaffnet und gefährlich einzustufen“, sagte ein Behördenvertreter. Die Bundespolizei FBI setzte eine Belohnung von bis zu 50 000 US-Dollar für Hinweise aus. CNN meldet, der Täter sei ein politisch aktiver evangelikaler Christ.

Die Polizei war nach dem Angriff auf das Ehepaar Hoffman aktiv geworden und hatte vorsorglich das Wohnhaus der Hortmans überprüft. Dort stießen Einsatzkräfte auf einen Mann in Polizeiuniform, der sich als Beamter ausgab. In der Einfahrt stand ein Fahrzeug mit Blaulicht. Als die Polizisten den Mann zur Rede stellten, eröffnete dieser das Feuer – es kam zu einem Schusswechsel. Der Verdächtige floh laut den Behörden zunächst ins Haus – und dann vom Tatort. Im Haus fanden die Beamten Melissa Hortman und ihren Ehemann.

Der Vorfall ist einer, von mehreren politisch motivierten Gewalttaten in den vergangenen Jahren. Drohungen gegen Politiker gehören längst zum Alltag. Oft warnen Behörden und Experten vor zunehmender Radikalisierung in Teilen der Gesellschaft, angeheizt durch Hass im Netz und aggressive Rhetorik. LUZIA GEIER

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