Nach US-Rückzug: Ruf nach neuen Klima-Allianzen

von Redaktion

Klima-Staatssekretär Jochen Flasbarth. © Sergei Grits/dpa

Bonn – Nach dem von Präsident Donald Trump angekündigten Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen hat Klima-Staatssekretär Jochen Flasbarth zur Bildung neuer Allianzen aufgerufen. „Afrika, China, Indien, Brasilien zum Beispiel werden mehr denn je wichtige Partner für die EU sein“, sagte Flasbarth. Was die USA betreffe, zeige sich wie schon während der ersten Amtszeit von Trump, dass viele US-Bundesstaaten dessen Kurs nicht teilten, sondern Klimaschutz aktiv vorantrieben. „Wir dürfen aber die Entschlossenheit der US-Administration, das Klimaschutz-Engagement grundsätzlich zu schwächen, nicht unterschätzen“, warnte Flasbarth, der Staatssekretär im Ministerium für Umwelt und Klimaschutz und seit vielen Jahren an internationalen Klimaverhandlungen beteiligt ist.

In Bonn läuft noch bis nächste Woche Donnerstag eine Konferenz mit mehr als 5000 Delegierten zur Vorbereitung der nächsten Weltklimakonferenz im November in Brasilien. Flasbarth sagte, die neue schwarz-rote Bundesregierung habe sich „klar vorgenommen“, die bisher erreichten Fortschritte in der Klimapolitik weiter zu verstärken. Gleichzeitig zeige sich: „Viele Länder, auch im Globalen Süden, sind uns beim Erneuerbaren-Ausbau hart auf den Fersen oder liegen gar vor uns. Das ist die Art von Wettrennen um günstige Energie, die die Welt braucht.“ Mittlerweile fließe der Großteil neuer Energie-Investitionen weltweit in Erneuerbare Energien.

UN-Klimachef Simon Stiell hatte diese Entwicklung in Bonn als unumkehrbar beschrieben. „Ja, es gibt Gegenwind – wie immer –, aber er bestimmt nicht den Kurs der Menschheit“, betonte der grenadische Politiker. Das Blatt habe sich definitiv zugunsten des Klimaschutzes gewendet, „es gibt kein Zurück mehr“.

Im Pariser Klimaabkommen war 2015 vereinbart worden, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Einem neuen Bericht zufolge wird das verbleibende CO₂-Budget, um die Erderwärmung dauerhaft auf 1,5 Grad zu begrenzen, bei dem derzeitigen Niveau klimaschädlicher Emissionen in etwas mehr als drei Jahren aufgebraucht sein. Die Budgets, um die Erderhitzung bei 1,6 oder 1,7 Grad zu stabilisieren, könnten innerhalb von neun Jahren überschritten werden. Das steht im Jahresbericht der Wissenschaftsinitiative Indicators of Global Climate Change (IGCC).

Der Hauptautor der Studie, Piers Forster, sagte, die Untersuchung zeige, dass die Anstrengungen zur Begrenzung der Erderwärmung bei Weitem nicht ausreichten. Das rasche Tempo der Erwärmung sei vor allem auf den anhaltend hohen Ausstoß von Treibhausgasen zurückzuführen. Die CO₂-Emissionen aus fossilen Brennstoffen und der Abholzung der Wälder müssten deshalb auf null heruntergefahren werden. Der Studie zufolge hat sich der langfristige Meeresspiegelanstieg seit Beginn des 20. Jahrhunderts mehr als verdoppelt.

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