HINTERGRUND

Die Optionen für die Rache der Mullahs

von Redaktion

Blockade von wichtigem Handelsweg-Nadelör beschlossen – Ölpreis steigt, Bitcoin stürzt

München – Der Iran schwört nach dem US-Angriff Vergeltung und geht auch verbal in die Offensive. Militärisch sind die Optionen allerdings jenseits der verschärften Angriffe auf Israel dünn. Ein direkter Angriff auf die USA gilt als sehr unwahrscheinlich. Aber: Das US-Militär hat viele Stützpunkte rund um den Persischen Golf, etwa in Bahrain und Katar. Sie sind Luftlinie nicht sehr weit vom Iran entfernt und könnten zu Zielen werden. In der gesamten Region sind aktuell rund 40 000 US-Soldaten stationiert. Die Frage ist, ob eine solche Eskalation im Interesse Teherans wäre, da die USA mit voller Härte reagieren dürften.

Das angereicherte Uran des Landes ist iranischen Angaben zufolge weiterhin intakt. „Selbst wenn Atomanlagen zerstört sind, ist das Spiel nicht vorbei, angereichertes Material, einheimisches Wissen und politischer Wille bleiben bestehen“, erklärte der Berater von Irans oberstem Geistlichen Ayatollah Ali Chamenei, Ali Schamchani, im Onlinedienst X am Sonntag. „Die politische und operative Initiative“ liege nun „bei der Seite, die klug agiert und blinde Schläge vermeidet. Es wird weitere Überraschungen geben!“, kündigte der Berater des Ayatollah an.

Das iranische Parlament will wohl über den Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag beraten. In einer Sondersitzung des Sicherheitsausschusses im Parlament wurde zudem die Schließung der Straße von Hormus angekündigt, berichten mehrere Medien. Ein Termin wurde nicht genannt. Die etwa 55 Kilometer breite Straße von Hormus zwischen dem Iran und Oman gilt als eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten für den weltweiten Ölexport, etwa für Ausfuhren aus Saudi-Arabien. Der Einfluss des iranischen Parlaments gilt bei sicherheitsrelevanten außenpolitischen Themen als gering, zeigt aber, wie weit der Wille zur Eskalation reicht. Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei, der in allen strategischen Belangen das letzte Wort hat, ist der mächtigste Mann.

Welche Auswirkungen das auf die globalen Ölpreise hat, war bis zum Abend unklar. Obwohl bislang keine relevante Infrastruktur attackiert wurde, rechnet das Beratungsunternehmen S&P Global Commodity Insights in einer ersten Schätzung mit höheren Ölpreisen zu Handelsbeginn am Montagmorgen. Sollte Teheran nicht mit Gegenangriffen antworten, könnten die erwarteten Aufschläge laut S&P aber wieder abschmelzen. Diese Einschätzung stammt von Samstagnacht, bevor Teheran die Blockade des Persischen Golfs beschlossen hatte.

Sollte der Iran den Golf sperren, könnten die Ölpreise laut Analysten der Investment-Bank Goldman Sachs zufolge auch die 100-Dollar-Marke reißen. Denn rund 20 Prozent der globalen Öl-Exporte werden über die Straße von Hormus exportiert. Dazu kommt Erdgas. Gleichzeitig drohen am Montagmorgen Turbulenzen an den Börsen. Der Bitcoin stürzte bis Sonntag bereits von 105 000 auf zeitweise nur noch gut 98 000 Dollar. MAS/CD/DPA

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