„München ist führend bei Gehirn-Computer-Schnittstellen“

von Redaktion

Alexander König, Professor an der TU München, forscht an Neuroprothesen, Pflege-Robotik und Exoskeletten

München – Alexander König (45) ist Professor für Robotik an der Technischen Universität München und dort derzeit kommissarischer Leiter des Lehrstuhls für Robotik und Systemintelligenz, in dem auch das Projekt mit der Pfennigparade realisiert wird.

In der Medizintechnik spielen Roboter und Künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle. Wer sind die Zielgruppen dieser Forschung?

Wir forschen für alle Beteiligten, für Patienten ebenso wie für das medizinische Personal. Ein Beispiel ist die Forschung an Roboteranzügen, also Exoskeletten, für Menschen nach einer Hirnschädigung, damit diese wieder autonomer leben können. Ärzte und Pfleger unterstützen wir mit Robotern, die Gerätschaften liefern, oder mit chirurgischen Robotern, die eine höhere Präzision ermöglichen. Grundsätzliches Ziel unserer Forschung ist die Verbesserung der medizinischen Versorgung ebenso wie die Steigerung der individuellen Lebensqualität von Patienten.

An welchen Projekten arbeitet aktuell das Institut der TU München?

Im Bereich der Medizintechnik sind das neben den Exoskeletten beispielsweise intelligente Neuroprothesen, die Schlaganfall-Patienten dabei helfen, ihre Motorik zu trainieren. Am Standort Garmisch-Partenkirchen beschäftigen wir uns intensiv mit der Pflege-Robotik, um das Pflegepersonal, aber auch die Gepflegten künftig besser unterstützen zu können.

Für Patienten sind diese Systeme nicht-invasiv. Anders aber verhält es sich bei den sogenannten Gehirn-Computer-Schnittstellen. Was hat es damit auf sich?

Gehirn-Computer-Schnittstellen (BCI) ermöglichen eine direkte Verbindung zwischen dem menschlichen Gehirn und einem Computer. Dahinter steckt die Idee, dass, ähnlich wie bei dem Projekt mit der Pfennigparade (siehe Text oben, Anm. der Red.), ein Mensch über einen Chip im Gehirn einen Computer oder ein Assistenzsystem allein über seine Gedanken steuern kann. Bei der BCI werden die Signale also direkt im Gehirn gemessen und nicht, wie beim Pfennigparade-Projekt, auf der Haut. Wir in München gehören in Europa zu den Ersten, die im Bereich BCI zu den Grundlagen forschen.

Wie riskant ist es, sich einen solchen Chip implantieren zu lassen?

Diese Operation ist, da müssen wir nicht drumherum reden, ein invasiver Eingriff, und dieser ist immer mit Risiken verbunden. Auch deshalb konzentriert sich die Forschung auf Tretraplegiker, denn das sind die Patienten, die den größten Nutzen von dieser Technologie hätten.

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