Rainer will Freund der Bauern sein

von Redaktion

Etwas verhalten: Alois Rainer (r.) mit Bauernchef Rukwied.

München/Berlin – Die Anspannung ist ihm anzusehen. Alois Rainer (60) hat seinen ersten großen Auftritt als Bundesagrarminister auf dem Deutschen Bauerntag in Berlin. Von einer Feuertaufe aber will er nichts wissen: „Ich nehme es so: Zu Gast bei Freunden“, sagt er zu Beginn seiner Rede und sendet damit so etwas wie eine Freundschaftsanfrage an die deutsche Bauernschaft.

Er muss liefern – diese Forderung war aus den Reihen der Landwirtschaft offensiv an den Minister aus Bayern gerichtet worden. Und nach seinem Auftritt erfährt der CSU-Politiker durchaus Anerkennung. Der gelernte Metzgermeister aus Niederbayern hat in Berlin keine Euphorie unter den Bäuerinnen und Bauern ausgelöst, aber man attestiert ihm einen „sehr soliden Auftritt“ (Thomas Fleischmann, Landesvorsitzender der Bayerischen Jungbauernschaft). Gut angekommen sind seine Ehrlichkeit und seine Gesprächsbereitschaft.

Neue Botschaften hat der Minister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat nicht im Gepäck. Die wichtigsten Neuerungen sind bekannt: Die Wiedereinführung der Agrardiesel-Rückerstattung zum Jahresbeginn 2026 und die Rücknahme der Stoffstrombilanz waren vor dem Bauerntag unters Volk gebracht worden. So geht es mehr um die Chemie zwischen Minister und Landvolk.

Dass man ihm sein Lampenfieber anmerkt, stößt bei vielen Zuhörern eher auf Sympathie. „Ich kenne einen Vorgänger, der uns immer erklärt hat, wo sich die Gesellschaft hinbewegt und was wir dafür tun müssen“, sagt Ely Eibisch, Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbands, mit Verweis auf den Grünen Cem Özdemir, mit dem es viele Auseinandersetzungen gab. „Jetzt haben wir einen Amtsinhaber, der ganz klar definiert hat: Ich bin Minister für Landwirtschaft und Ernährung und werde die Interessen der Landwirtschaft vertreten.“ Eigentlich hätte ein Vertreter aus dem Bauernverband als Minister auf der Bühne stehen sollen: Der bayerische Bauernpräsident Günther Felßner, der nach der Attacke von Tieraktivisten auf seinen Hof zurückgezogen hatte. Dass Felßner nicht da war, wurde mit einer Beerdigung im Familienkreis begründet. So richtet sich die Aufmerksamkeit auf den Bayern Rainer.

Der neue Minister versichert den Landwirten, dass er Bürokratie abbauen will. Er ist ehrlich genug zu sagen, dass das nicht von heute auf morgen passiert. Aber er sagt: „Regeln, die keinen Sinn machen, müssen weg.“ Dass er sich offen für die Vorschläge der Bauern zeigt, gefällt. Nach seiner Rede stellt er sich kurzerhand den Fragen aus dem Publikum. Das ist die Wertschätzung, die sich die Landwirte seit langem wünschen. Die Chemie stimmt, den Nachweis der Umsetzung muss Rainer noch erbringen. Auch die Landjugend fährt einigermaßen zufrieden zurück nach Bayern. „Alois Rainer wird das sehr praxisnah machen“, glaubt Jungbauer Fleischmann. „Wir können zufrieden sein.“ Für einen Bauern ein echtes Lob.CLAUDIA MÖLLERS

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