„Geld verdienen gefällt Amerikanern immer“

von Redaktion

Bayerische Unternehmen haben unterschiedliche Strategien, mit der politischen Situation umzugehen

Investorensuche in den USA: Der Münchner Martin Lischka im Gespräch mit Hubert Aiwanger. © Engelhart/StMWi

Charlotte – Martin Lischka ist hier, weil die klimafreundlichen Wasserstoffbusse, die sein Münchner Unternehmen Arthur herstellt, im Straßenverkehr keine Raritäten bleiben sollen – sondern am besten eines Tages Dieselbusse komplett ersetzen. Fünf von ihnen sind bereits im Linien-Einsatz, viele weitere sollen folgen. In Warschau und in Krakau fahren sie schon, in Wien gibt es Interesse. Gefertigt wird in Polen.

Doch um den nächsten Schritt zu machen, braucht es frisches Kapital. CEO Lischka reist nach der Tour mit der bayerischen Delegation von Hubert Aiwanger durch die beiden Carolinas deshalb weiter: nach New York City. Gesucht wird ein Investor. Auch auf dem amerikanischen Markt sieht Lischka zwar grundsätzlich Potenzial für Wasserstoffbusse – etwa in Kalifornien. Für den Schritt nach Amerika sei jetzt aber nicht der richtige Zeitpunkt. „Nicht mit dieser Regierung im Weißen Haus“, sagt er. Schließlich gilt Trump nicht gerade als bedingungsloser Unterstützer klimafreundlicher Technologien. Und überhaupt: „Zu viel Unsicherheit.“

Bei denen, die den Schritt über den Atlantik hingegen schon gewagt haben oder kurz davor stehen, sind die Strategien so verschieden wie die Ausgangspositionen. Anbieter, die von den Amerikanern für deren eigene Produktion gebraucht werden, müssen sich trotz der Zölle um die Nachfrage eigentlich wenige Sorgen machen, weil sie oft unersetzlich sind – beziehungsweise nur durch andere Produkte aus dem Ausland, auf die ebenfalls Abgaben fällig werden. Den Zollaufschlag muss letztlich der US-Kunde tragen.

Doch wie lange bleibt das so? Was ist, wenn sich in den USA plötzlich doch Konkurrenz entwickelt? Wer schon länger darüber nachdenkt, sein Unternehmen in den USA sesshaft zu machen, hat nun einen guten Grund, zu springen.

Gleichzeitig stellt sich für Unternehmen aber zunehmend die Frage, ob in Übersee für alle ausreichend Arbeitskräfte gefunden werden können. Insbesondere Fachpersonal ist heute schon rar. Weil es aus Sicht mancher Branchen in den Staaten auch schlicht am technischen Know-How fehlt, um gewisse Arbeitsschritte umfassend dort ausführen lassen zu können, behelfen sich manche bayerische Firmen mit einem Trick. Sie lassen Produkte in Deutschland vorfertigen, die sie dann nach Amerika bringen und dort zusammenbauen lassen: „Made in America“ – zumindest auf den letzten Metern. Bei der Erhebung der Zölle spielt allerdings auch eine Rolle, wie viel des Produkts tatsächlich aus den USA stammt.

Andere setzen wie Andreas Hager komplett auf Fertigung in Übersee. Für den CEO von Pepper Motion sei „vollkommen klar“ gewesen, dass mit dem kürzlich unternommenen Schritt in die USA ein „echtes US-Geschäft“ aufgebaut werden soll. Pepper stellt Antriebssysteme für Nutzfahrzeuge her – batterieelektrisch oder mit Wasserstoff. Und anders als in Deutschland werde man in den USA hofiert, wenn man Arbeitsplätze schaffen möchte, sagt Hager: „Der Amerikaner schützt sein Land, der Deutsche seinen Großkonzern.“ Doch natürlich lassen Trumps schwungvolle Zoll-Manöver auch ihn nicht gänzlich unbeeindruckt. Durch Aufschläge könnten etwa die Preise für chinesische Batterien steigen – was dann wiederum indirekt auch Hagers Unternehmen treffen würde.

Die Sorge, dass sich die ablehnende Haltung des streitbaren Präsidenten zur Elektromobilität auch auf die US-Kunden durchschlagen könnte, habe sich hingegen bisher nicht bestätigt, sagt Hager. Schließlich sei der Strompreis nach wie vor sehr günstig. „Und Geld verdienen gefällt Amerikanern immer.“ SEBASTIAN HORSCH

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