Die belgische Kronprinzessin Elisabeth hat ihren Bachelor in Oxford gemacht – nun bangt sie um ihren Platz in Harvard.
Begeisterte Sport-Fans: Die niederländische Prinzessin Amalia (re.) mit ihrer Mutter Máxima bei einem Handball-Spiel.
Brüssel – Sie sind gerade mal Anfang 20, aber eines Tages wahrscheinlich Königin. In Belgien, den Niederlanden, Spanien und Schweden sind Frauen die nächsten in der Thronfolge. Zu den jüngsten von ihnen gehört Kronprinzessin Elisabeth (23) von Belgien, die eines Tages als erste Frau in der Geschichte ihres Landes auf dem Thron sitzen wird. Wie für viele andere junge Menschen ging es nach der Schule auch für Elisabeth an die Uni. Ihren Bachelor hat sie in Oxford absolviert, seit einem Jahr studiert sie im Master Public Policy an der Eliteuniversität Harvard in den USA.
Auch als Prinzessin bangt sie angesichts der Pläne der Trump-Regierung um ihren Studienplatz: Noch ist ungewiss, ob Washington den geplanten Einreisestopp für ausländische Studierende durchsetzen und Elisabeth ihr Studium fortsetzen kann. Der Palast prüft nach eigenen Angaben aktuell mögliche Auswirkungen der Entscheidung der Trump-Administration. Falls alles nach Plan läuft, möchte Elisabeth ihren Master im Mai 2026 abschließen.
Die belgische Thronfolgerin hat bereits eine zweijährige Ausbildung an der königlichen Militärschule in Brüssel absolviert. Per Gesetz oder Verfassung ist das nicht festgelegt. Aber: „Die Monarchin, in diesem Fall Elisabeth als künftige Königin, muss jederzeit, zumindest symbolisch, in der Lage sein, zu den Waffen zu greifen und ihr Land zu verteidigen“, sagt der belgische Royal-Experte Thomas de Bergeyck.
Genau wie Elisabeth macht auch Prinzessin Leonor aus Spanien (19) eine militärische Ausbildung: erst im Heer, derzeit bei der Marine und bald bei der Luftwaffe. Das ist üblich, weil der König oder die Königin das Oberkommando des Militärs innehat.
Interviews geben die künftigen Königinnen selten bis gar nicht. Prinzessin Elisabeth wohnt für ihr Studium im Ausland, fernab vom belgischen Medienrummel, sagt de Bergeyck. „Was sie jedoch von anderen Studierenden unterscheidet, ist, dass sie ständig von zwei Leibwächtern begleitet wird“, sagt er. Auch die niederländische Prinzessin Amalia(21) wohnt derzeit in einer WG in Amsterdam und studiert dort im Bachelor. Sie musste wegen einer möglichen Bedrohung von Kriminellen vor einigen Jahren während ihres Studiums vorübergehend nach Madrid ziehen.
Einige öffentliche Termine nehmen die Thronfolgerinnen schon jetzt wahr. So hat Elisabeth mit gerade mal neun Jahren ein neues Kinderkrankenhaus der Uniklinik Gent offiziell eingeweiht, das nach ihr benannt wurde.
Sportliche Aktivitäten gehören bei den jungen Thronfolgerinnen dazu. Nach Angaben des belgischen Palasts fährt Elisabeth gerne Ski, rudert und segelt. Sie spielt Klavier und spricht mehrere Sprachen: neben Niederländisch, Französisch und Englisch auch – im Gegensatz zu ihren Geschwistern – Deutsch. „Elisabeth verkörpert ein modernes Bild der belgischen Monarchie“, sagt Adelsexperte de Bergeyck. „Eine gebildete junge Frau, mehrsprachig, weltoffen und engagiert für zeitgemäße Werte wie gesellschaftliche Verantwortung und Geschlechtergleichheit.“
Prinzessin Amalia soll als Kind niederländischen Medien zufolge unter anderem Hockey, Judo, Reiten und Geige spielen gelernt haben. In Spanien dürfte Prinzessin Leonor (19) irgendwann an der Spitze stehen – die Thronfolgerin gilt als verträumt und ist laut spanischen Medien zwar etwas schüchtern, aber auch besonnen, umsichtig und gut organisiert. Zu ihren Hobbys gehören Volleyball und Ballett.
„Prinzessin Elisabeth darf sich als Thronfolgerin nicht politisch äußern. Wie alle Mitglieder der königlichen Familie ist sie zu strikter Neutralität verpflichtet“, sagt de Bergeyck. Der Grund: Die Monarchen sollen eine verbindende Funktion über politische Gräben hinweg einnehmen. Auch als Königin wird sich Elisabeth also daran halten müssen.
Wann genau die jungen Frauen Königinnen werden, ist noch unklar. „Heutzutage wird die königliche Laufbahn meist durch Abdankung beendet – früher war es der Tod“, sagt de Bergeyck über die belgische Monarchie. Beides ist aber möglich. Das gilt auch für die Thronfolgerinnen Amalia und Leonor.
Bei der schwedischen Kronprinzessin Victoria (47) wird darüber spekuliert, dass sie in fünf Jahren Monarchin werden könnte – ihr Vater Carl Gustaf ist inzwischen seit 52 Jahren König und gilt mit 78 Jahren als der am längsten amtierende Monarch in der schwedischen Geschichte. Beobachter glauben, dass er am 23. Februar 2030 abdanken könnte: Dann wird Victorias Tochter Estelle volljährig und in die Rolle der Kronprinzessin schlüpfen, während ihre Mutter den Titel der Königin erhalten würde.
Im Juni erklärte der belgische König Philippe in einem Video, in dem er Fragen von Bürgern beantwortete, dass er sich mit 65 Jahren noch nicht „im Ruhestand“ fühle. Seine Aussage: „Ich fühle mich nicht wie ein Rentner. Sehe ich für Sie wie ein Rentner aus?“ Laut Bergeyck ist die Antwort klar: Der König ist nicht bereit, abzudanken. Dass Elisabeth nach sechs Königen die erste Frau an der Spitze wird, ist erst seit einer Reform 1991 möglich. Seitdem erbt das älteste Kind den Thron, unabhängig vom Geschlecht.