„Es wurde Zeit für einen Sechzger“

von Redaktion

Markus Söder verleiht 63 Bayern den Verdienstorden, darunter ist auch viel Prominenz

Fußball-Ikonen im Orden-Himmel: Felix Magath (v.li.), Hermann Gerland und Franz „Bulle“ Roth mit Ministerpräsident Markus Söder. Rechts daneben die Para-Rennfahrerin Michaela Grassinger und Löwen-Legende Alfred „Fredi“ Heiß. © Lukas Barth/dpa

München – Als der große Moment vorbei ist, kann Jürgen Drews seine Emotionen nicht mehr zurückhalten. Während sich TV-Kameras auf den Schlagerstar im Ruhestand richten, laufen Tränen über seine Wangen. Der 80-Jährige greift zum Taschentuch. „Ich war schon immer ein hochsensibler Typ“, sagt er. Es ist ein weiß-blaues Malteserkreuz, das den „König von Mallorca“ zum Weinen bringt – der Bayerische Verdienstorden. Mit dem ehrt Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch 63 Menschen aus dem Freistaat.

Die nach dem Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst zweithöchste Auszeichnung der Staatsregierung nimmt jeder Preisträger auf seine Art entgegen. Als Drews aufgerufen wird, kommentiert er das mit einem lauten „Yeah“ und schreitet mit erhobenem Zeigefinger durchs Antiquarium der Münchner Residenz. Als Outfit für den Tag, an dem er für seine Verdienste als Musiker geehrt wird, hat er eine beigefarbene Lederhose gewählt. Schlagersängerkollege Michael Holm, der auch ausgezeichnet wird, trägt Sonnenbrille.

In voller Gebirgsschützen-Montur marschiert Hans Baur auf den Ministerpräsidenten zu. Mit breitem Grinsen überreicht Söder dem Wallgauer, der keine Schlager singt, dafür aber schon drei Päpsten bei Besuchen der Gebirgsschützen in Rom die Hand schütteln durfte, den Orden. Der 76-Jährige ist stolz: „Den Orden bekommt ja nicht jeder“, sagt er.

Maximal 2000 lebende Menschen dürfen den Bayerischen Verdienstorden gleichzeitig tragen. „Sie sind jetzt Mitglied eines exklusiven Clubs“, sagt Söder. Baur erhält die Auszeichnung, weil er sich seit Jahrzehnten für die Gebirgsschützen einsetzt. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass es seit 1989 wieder eine Kompanie in seinem Heimatdorf Wallgau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gibt. Als stellvertretender Hauptmann der Bayerischen Gebirgsschützen habe er das Brauchtum am Leben gehalten, heißt es in der Laudatio. Wie verbunden er sich seiner Heimat fühlt, zeigt der Festakt. Voller Inbrunst singt Baur die Bayernhymne mit und salutiert. Er genießt die Bühne.

Die große Bühne kennen Alice und Ellen Kessler bestens. Als ob sie diese nie verlassen hätten, schreiten die inzwischen 88-jährigen Entertainerinnen nach vorne. Die Kessler-Zwillinge, die auf der ganzen Welt auftraten, waren „ein bisschen überrascht“ von der Auszeichnung. Aber sie freuen sich. „In Italien haben wir viele Ehrungen bekommen, in Deutschland noch nicht!“

Viele Trophäen hat Franz „Bulle“ Roth mit dem FC Bayern München gesammelt. Und trotzdem hält er es für eine „große Ehre“, nun zum erlesenen Kreis der Ordensträger zu gehören. Alfred „Fredi“ Heiß ist jetzt ebenfalls Teil davon. „Wurde Zeit, dass ein Sechzger zum Zug kommt“, sagt der ehemalige Außenstürmer der Meistermannschaft des TSV 1860 von 1966. Wer ihn vorgeschlagen hat, weiß die Löwen-Legende nicht. Aber: „Ich bin dem Unbekannten sehr dankbar.“ Jeder Bürger kann Preisträger vorschlagen. Wer den Orden erhält, entscheidet dann der Ministerpräsident. Der schüttelt am Mittwoch noch weiteren Fußballgrößen die Hand: Felix Magath, Hermann Gerland und auch denen, die sie am Mikrofon begleiteten. Mit Marcel Reif, Fritz Egner und Gerd Rubenbauer bekommen auch drei Kommentatoren, deren Stimme Millionen kennen, den Verdienstorden.

Viele Preisträger sind einem breiten TV-Publikum bekannt. Den Orden erhalten auch Janina Hartwig, die als Schwester Hanna Jakobi zu einem Gesicht der Serie „Um Himmels Willen“ wurde. Alexander Hold fällte als TV-Richter unzählige Urteile, Uschi Dämmrich von Luttitz bietet im Bayerischen Rundfunk Menschen aus dem Freistaat eine Bühne. Wie solche Promis leben, darüber berichtet Robert Pölzer als Chefredakteur der „Bunten“. Er ist genauso Preisträger wie Michael Käfer, der mit seinem Unternehmen für kulinarischen Genuss auf „höchstem Niveau“ stehe.

Freilich bekommen nicht nur Promis den Orden, sondern auch viele, die im Alltag Großes leisten. Ehrenamtlich – oder ganz im Stillen. So wie Angela Spagert aus dem schwäbischen Rain, die seit mehr als sechs Jahrzehnten Tag und Nacht ihre schwerstbehinderte Tochter pflegt.

So verschieden die Vita der 63 Geehrten ist, eines eint sie. Seit Mittwoch haben sie lebenslang freien Zutritt zu allen staatlichen Schlössern, Museen und Ausstellungen in Bayern. Und, hebt Söder hervor: „Sie dürfen Schiff fahren.“

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