INTERVIEW

„Wer bio kauft, unterstützt Landwirte”

von Redaktion

AbL-Chef Martin Schulz über die Risiken des Pestizid-Einsatzes

Martin Schulz, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. © privat

Martin Schulz ist Landwirt und Chef der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Der 50-Jährige betreibt eine konventionelle Schweinemast und einen Bio-Betrieb – und hat früher selbst Pestizide ausgebracht.

Herr Schulz, Parkinson gilt inzwischen in der Landwirtschaft als Berufskrankheit. Stellen Pestizide für Landwirte heute noch eine große Gefahr dar?

Als ich vor 30 Jahren meine Ausbildung zum Landwirt beendet habe, wurde uns beigebracht, dass man Schutzanzüge und dicke Handschuhe anziehen soll, wenn man mit Pflanzenschutzmitteln arbeitet. In der Praxis hat das damals aber fast niemand gemacht. Heute ist das anders.

Gab es damals kein Bewusstsein für die Gefahren von Pestiziden?

Nein. Die Landwirte, die heute an Parkinson erkrankt sind, haben vor 30 Jahren mit Pflanzenschutzmitteln hantiert. Viele hatten damals keine Kabine und viele haben selbst bei Wind gespritzt. Da ist einem die Spritzbrühe ins Gesicht geweht.

Und heute?

Heutzutage sind Schutzmaßnahmen gang und gäbe. Zudem ist auch die Technik wesentlich fortschrittlicher geworden: Fast alle Landwirte besitzen eine Anhängespritze. Es gibt auch Einspülschleusen an den Spritzen, damit hat man eigentlich keinen Kontakt mehr mit Pflanzenschutzmitteln. Die meisten Landwirte haben auch Traktoren mit geschlossenen Fahrerkabinen, theoretisch auch mit Aktiv-Kohlefilter.

Wie können Landwirte ihrer Meinung nach das Risiko für die eigene Gesundheit minimieren?

Wenn man es richtig machen will, setzt man auf ökologischen Landbau.

Der ist viel aufwendiger.

Richtig, Bodenbearbeitung und mechanische Unkrautreduzierung sind immer mit höherem Aufwand und Kosten verbunden. Wirtschaftlich trägt sich das nicht besonders, ich mache das eher aus Überzeugung. Die Betriebe im Ackerbau aber stehen unter einem hohen Kostendruck.

Was kann ich als Verbraucher tun?

Wenn man keine Pflanzenschutzmittel will, muss man mehr für Lebensmittel ausgeben. Ich kann bio kaufen – und so Landwirte unterstützen.

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