Touristen besichtigen die Akropolis: Der Eintritt kostet seit April in der Sommersaison 30 statt davor 20 Euro. © Socrates Baltagiannis/dpa
Athen – Griechenland mit seinen vielen Inseln und dem stabilen Wetter ist ein Magnet. Rund 36 Millionen Touristen besuchten Hellas nach Angaben des griechischen Tourismusverbands im Jahr 2024, darunter 5,7 Millionen Deutsche. Rekord. Die 230 Millionen Übernachtungen brachten der einheimischen Wirtschaft gut 20 Milliarden Euro ein. Der Tourismus ist für Griechenland eine tragende Säule. Auch steigende Preise schrecken die Urlauber nicht ab. Für die Griechen selbst werden sie aber zum Problem. Der Grieche reist nämlich gerne im eigenen Land – und kann sich das immer weniger leisten.
Wie eine Befragung des Athener Instituts für Konsumgüter-Einzelhandelsforschung ergab, plant nur jeder zweite Grieche (52 Prozent), diesen Sommer Urlaub zu machen. 61 Prozent davon wollen ihre Reiseausgaben verringern, weil das Einkommen nicht reicht. Das Durchschnittsgehalt lag in Griechenland 2024 offiziellen Angaben zufolge bei 1342 Euro brutto im Monat – nach Abzug der Steuern und Abgaben rund 1000 Euro netto. Ein Essen in einer Taverne in Athen für zwei Personen kostet rund 55 Euro, in beliebten Urlaubsdestinationen deutlich mehr.
Kurz nach der Finanzkrise war Griechenland ein Schnäppchen. Aber die Preise sind massiv gestiegen. Nicht nur für Hotels. Fährtickets, Mautgebühren, ständig steigende Restaurant- und Treibstoffpreise vermiesen den Einheimischen den Urlaub in der Heimat. Sündhaft teuer sind die Fähren, auch für Griechen.
Für die Fahrt von Piräus nach Rhodos und zurück sind für drei Erwachsene und ein Auto stolze 589 Euro zu berappen. Von Mykonos ins nahe gelegene Santorin – beide gehören zu den beliebten Kykladeninseln – sind 595,50 Euro fällig. Das ist teurer als die Fahrt mit der Fähre von Holland nach England und zurück: Dafür haben drei Erwachsene vom niederländischen Hoek Van Holland ins englische Harwich lediglich 511, 50 Euro zu bezahlen.
Doch damit nicht genug. Wer Sehenswürdigkeiten besuchen will, zahlt seit April bis zu 50 Prozent mehr. Auch Kreuzfahrten sind teurer geworden. Seit Juli müssen Passagiere für jeden Landgang zahlen, gestaffelt nach Saison und Hafen. Wer vom Schiff aus Mykonos und Santorin betritt, zahlt in der Hochsaison 20 Euro, in allen anderen Häfen fünf Euro. Mit der staatlich festgesetzten Gebühr soll nachhaltiger Tourismus gefördert werden.
Nur sieben Prozent der befragten Griechen, die Urlaub machen, wollen in einem Hotel übernachten. Ihre erste Wahl (31 Prozent) ist die eigene Ferienwohnung oder alternativ das Übernachten bei Freunden. 21 Prozent entscheiden sich für ein Privatzimmer, fünf Prozent für einen Campingurlaub. Fünf Prozent wollen gleich ins Ausland, nicht zuletzt, weil das oft günstiger als in der Heimat.
Die Tourismusintensität (Anzahl der Übernachtungen pro Einwohner) ist in Griechenland enorm. Besonders groß ist sie im Vergleich von 237 EU-Regionen in der Südlichen Ägäis mit Inseln wie Santorin, Mykonos oder Rhodos: 2023 kamen 117 Gästeübernachtungen auf jeden Einwohner, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis von Eurostat-Daten ermittelte. Auf den Ionischen Inseln, zu denen Korfu zählt, waren es 98 Übernachtungen. Zum Vergleich: Die italienische Provinz Bozen-Südtirol kam auf 68, die kroatische Adriaküste auf 67 und die Balearischen Inseln auf 57.
Gemessen an den absoluten Zahlen sind die Kanarischen Inseln mit 95,6 Millionen Übernachtungen (2023) das meistbesuchte Reiseziel in der EU, bei der Tourismusintensität lag die spanische Inselgruppe mit 43 Übernachtungen pro Kopf nur auf Rang zehn.
Tourismus ist in vielen Ländern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. In Griechenland hatte er 2023 mit 7,1 Prozent den größten Anteil an der Bruttowertschöpfung, gefolgt von Spanien (6,7) und Kroatien (6,4). In Deutschland war der Anteil mit 1,5 Prozent im EU-Vergleich am geringsten.FERRY BATZOGLOU UNDWOLFGANG HAUSKRECHT