Schockdiagnose Prostatakrebs

von Redaktion

Klinikchef erklärt wichtige Fakten zu Vorsorge, Chancen und Therapien

München – Prostatakrebs – diese Diagnose ist ein Schock, der das Leben der Betroffenen und auch ihrer Familien auf den Kopf stellt. Mit jährlich rund 75 000 Neuerkrankungen ist Prostatakrebs hierzulande die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Dabei steigt das Risiko einer Erkrankung mit dem Alter an. In dieser Ausnahmesituation ist es wichtig, erfahrene Spezialisten in einem zertifizierten Prostatakrebszentrum für die Behandlung aufzusuchen. Denn: „Die gute Nachricht ist, dass uns heute eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung steht. Wer sich in einem zertifizierten Krebszentrum behandeln lässt, hat bessere Überlebenschancen“, bestätigt Professor Maximilian Kriegmair, Leiter des Uroonkologischen Zentrums München-Planegg. Hier werden jährlich über 1000 Prostatakrebs-Patienten behandelt, in 500 Fällen wird die Prostata entfernt und etwa 300 Patienten unterziehen sich einer Bestrahlung.

Da Prostatakrebs im Frühstadium meist keine Beschwerden verursacht, ist die Früherkennung durch Vorsorgeuntersuchungen besonders wichtig. Ab einem Alter von 45 Jahren sollten Männer einmal jährlich zum Urologen gehen. Bei einer familiären Vorbelastung bereits ab 40 Jahren. Die übliche, von den Kassen bezahlte rektale Tastuntersuchung allein reicht dabei aus Prof. Kriegmairs Sicht bei Weitem nicht aus: „Das belegen neue Studien eindeutig. Der PSA-Wert kann einen Hinweis auf Prostatakrebs geben, muss aber in jedem Fall einzeln bewertet werden, um Überdiagnostik zu vermeiden.“ Diese PSA-Wert-Messung müssen Kassenpatienten bislang jedoch selbst bezahlen.

Ein erhöhter PSA-Wert kann auch ein Hinweis auf eine Prostatavergrößerung oder eine Prostataentzündung sein. In diesen Fällen folgt eine spezielle MRT-Untersuchung. „Abhängig von diesem Befund und anderen Risikofaktoren entscheidet man dann, ob eine Biopsie notwendig ist oder nicht“, erklärt Prof. Kriegmair. „Dieser moderne Ansatz des risikoadaptierten Screenings kristallisiert sich immer mehr als Weg der Zukunft heraus. Da sind jetzt die Kassen in der Pflicht“, fordert der Spezialist. In einem frühen Krebsstadium genügt in vielen Fällen zunächst die sogenannte aktive Überwachung in kurzen Abständen, bei der die Ärzte auf verdächtige Veränderungen rasch reagieren können.

Im Falle eines behandlungsbedürftigen Prostatakarzinoms sind OP und Bestrahlung nach wie vor die häufigsten und sichersten Methoden. In Planegg arbeiten die Ärzteteams mit zwei Da-Vinci-OP-Robotern (Artikel rechts), die mit winzigen Schnitten in höchster Präzision und Kontrolle auskommen – immer unter ständiger Kontrolle der Operateure. Im Fall von Christian Ude saß Chefarzt Dr. Ralph Oberneder an der Steuerungskonsole. Der Einsatz des Da-Vinci-Systems ist mittlerweile Standard und hat sich tausendfach bewährt: „Damit haben die Patienten hinterher weniger Schmerzen, verlieren weniger Blut und sind deutlich schneller wieder auf den Beinen.“

Eine große Sorge vieler Männer ist verständlicherweise der Erhalt ihrer Kontinenz und der Potenz. Auch hier macht Prof. Maximilian Kriegmair den Patienten Mut: „Die meisten Männer haben auch nach der Operation wieder eine gute Kontrolle über ihre Kontinenz.“ Der Erhalt der Potenz ist jedoch abhängig von Größe und Aggressivität des Tumors. Prof. Kriegmair: „Noch während der Operation schicken wir Schnellschnitte in die Pathologie. Sollten die Schnittränder tumorfrei sein, können wir die für die Potenz relevanten Nervenstränge erhalten.“

DORITA PLANGE

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