Udes Kampf gegen den Krebs

von Redaktion

Vor Kurzem genoss Christian Ude noch mit seiner Frau Edith (86) das Klassik-Konzert am Odeonsplatz. © babiradpicture/O. Schmitt

Besuch in der Klinik von seinen Enkeln Max, Sebi und Anton. Dieses Foto postete Christian Ude auf Facebook. © privat

München – Am Freitagmorgen um 8.30 Uhr veröffentlichte Christian Ude auf Facebook die beunruhigende Nachricht: Er hat Krebs. Bei der Operation in der Urologischen Klinik Planegg wurde ihm die Prostata aufgrund eines Tumors entfernt. Doch was dann folgte, war wie eine riesengroße Welle. Innerhalb kürzester Zeit schickten ihm hunderte Menschen die allerherzlichsten Genesungswünsche. Unsere Zeitung erreichte den SPD-Politiker noch am Vormittag in seinem Krankenzimmer in Planegg. Der sonst oft so ernste und sachliche Alt-OB war hörbar gerührt von dieser Resonanz: „Die Reaktion ist viel stärker, als ich gedacht habe.“

Von der Krebserkrankung habe er erst vor wenigen Wochen erfahren, erzählt Ude. Seine Tochter Diana, Diabetologin, war bei seinem Blutbild auf Auffälligkeiten gestoßen. Sie und Schwiegersohn Bernhard, Udes Hausarzt, bestanden auf einer sofortigen Untersuchung mit MRT und PET-CT. „Danach stand zweifelsfrei fest: Es ist ein Tumor, wenn auch winzig klein.“ Es ist nicht die erste schwere Erkrankung in der Familie. Seine Tochter Susanne kämpfe seit vielen Jahren gegen Blutkrebs an, mit allen schlimmen „Lasten langwieriger Therapien“, erzählt der Alt-OB. „Sie sagte sofort zu mir: Der Tumor muss raus, raus!“

Und so flog er noch einmal nach Mykonos, seinem Glücksort auf der Welt neben seinem geliebten München, „um das Leben noch mal ausschweifend zu genießen“. Am Mittwoch dann trat er zum OP-Termin in Planegg an. „Ich habe großes Glück: Während viele Krebspatienten lange Zeit mit Angst, Ungewissheit, Schmerzen und langen Therapien kämpfen müssen, habe ich gerade mal drei Tage in der Klinik verbracht und darf nach kürzester Zeit wieder nach Hause.“

Der erfahrene Chefarzt Dr. Ralph Oberneder entfernte mithilfe des Operationsroboters Da Vinci („der mir zuerst sehr suspekt war“) den Tumor, die Prostata und einige Lymphknoten. Minimalinvasiv – über nur stecknadelgroße Öffnungen im Körper. Während Ude unter Vollnarkose rein gar nichts mitbekam.

Warum er seine Erkrankung öffentlich macht und so offen darüber spricht? Christian Ude ist es wichtig, die Leser auf die Dringlichkeit von Vorsorgeuntersuchungen hinzuweisen und ihnen durch seinen Fall vielleicht etwas die Angst zu nehmen. „Eine Operation ist heute nicht mehr das, was sie vor 20 Jahren einmal war.“

Nur einen Tag nach der Operation konnte Christian Ude schon seinen Enkeln, die ihn besuchten, Maria Eich zeigen, das wunderschöne, idyllische Augustinerkloster mit Wallfahrtskirche nahe Planegg. Und am Freitag freute er sich darauf, dass ihn ein Taxi am Nachmittag heim nach München zu seiner Frau bringen sollte. „Als sie von meinem Krebs hörte, sagte sie: Wenn du stirbst, bring ich dich um! Klingt eigentlich unlogisch, oder?“, lacht der 77-Jährige. „Nun werde ich sie davon überzeugen müssen, dass ich alles überstanden habe.“ Denn – wie er selbst auf Facebook schreibt: Der Tumor ist weg. „Einfach weg. Und hat nicht gestreut.“ Seine Gefühle über den entfernten Tumor beschreibt er so: „Scheiden tut weh. Aber dein Scheiden macht, dass mir das Herze lacht.“

Kommende Woche muss er noch einmal in die Klinik, dann ist Erholung angesagt. Am 20. August geht es wieder ab nach Griechenland. Mykonos ist schlicht die beste Reha für ihn. Arbeiten aber will er schon vorher wieder: Sein großer Einsatz gilt weiterhin dem Wiederaufbau von Väterchen Timofejs Ost-West-Friedenskirche auf dem Olympia-Gelände, der Lach- und Schießgesellschaft, seinen VHS-Kursen und Veranstaltungen gegen Rechtsradikalismus. „Nur nicht volle Kraft, sondern ein bisschen geruhsamer.“ Politisches Engagement sei einfach wichtig für ihn, sagt der SPD-Politiker, der in seiner Oberbürgermeister-Amtszeit von 1993 bis 2014 die Stadt prägte. „Etwas zu tun zu haben, motiviert mich, es erschöpft mich nicht.“

Die Münchner drücken ihm die Daumen. In den hunderten Kommentaren zu Udes Tumor-Nachricht schrieben ganz viele: „Von Herzen alles Gute!“, „Viel Kraft!“ und vor allem: „München braucht Sie!“

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