Textet weiter: Thomas Lienenlüke (re., mit Stephan Zinner), der auch Maxi Schafroth als Co-Autor unterstützte. © A. Schmidt
Lang ist es her: Zinner mit Markus Söder beim Starkbieranstich 2011. Ministerpräsident damals: Horst Seehofer. © klaus haag
Nockherberg 2012: Stephan Zinner mit Gitarre als Markus Söder, daneben Angela Ascher als Christine Haderthauer. © imago
Übergabe ohne Groll: Stephan Zinner und Maxi Schafroth (re.) gestern bei der Paulaner-Pressekonferenz. © Matthias Balk
Da sitzt er wieder. Und grinst bis zu den Ohrwascheln. Der Maxi Schafroth. Darf der Allgäuer etwa auch nächstes Jahr die Nockherbergpredigt halten? Nein, darf er nicht! Der 40-Jährige besuchte gestern eigentlich eher seine eigene Beerdigung. „Ich bin froh, dass du jetzt übernimmst“, sagte er bei der großen Paulaner-Pressekonferenz und klopfte Stephan Zinner hierbei auf die Schulter. Grinsend, versteht sich. „Du darfst mich bei Fragen auch immer anrufen“, fügte er dann noch kichernd hinzu. So war es gestern um 10.34 Uhr endlich raus – das bestgehütete Geheimnis nach den Epstein-Akten: Zinner, jahrelanges Söder-Double beim Singspiel und Kino-Star aus den Eberhofer-Krimis, wird zusammen mit Autor Thomas Lienenlüke nächstes Jahr die Predigt präsentieren. Schafroth ist raus!
Der Tag der Entscheidung: Jedes Jahr macht die Brauerei ein Riesen-Geheimnis daraus, wer denn wieder am Pult derblecken darf. Reiner Selbstschutz! Will man ja nicht schon vor der Amtseinführung des Neuen überall lesen, dass „der vielleicht nicht der Richtige“ sei. Oder gar noch schlimmer: „Der Helmut Schleich wäre die beste Wahl.“ Fakt ist: Zinner weiß, wie der Hase am Berg läuft. 15 Jahre war er das Double von Markus Söder. „Ich kenne den Platz, wo das Pult steht und wo die Garderobe ist“, merkte er deshalb gestern auch scherzhaft an. Ob er dem Ministerpräsidenten denn auch so einheizen werde, wie es Schafroth gewagt hatte? „Na ja, der Söder hält viel aus. Wir werden es sehen.“
Schafroths scharfe Zunge brach ihm jedenfalls das Genick. Denn der wollte den Pult-Platz eigentlich nicht räumen. „Also einmal hätte ich schon noch gemacht“, gab der Kabarettist gestern ehrlich zu. „Aber das lag nicht mehr in meiner Hand.“ Die CSU-Spitze hatte da eher was dagegen – und natürlich die Brauerei, nachdem der freche Pumuckl-Verschnitt Söder beim letzten Mal regelrecht Dauer-Watschn verpasste. Auch ein Großteil des Publikums hatte den Auftritt als teils nervig und zu hart empfunden. „Ich habe mich mit der Rede hingegen versöhnt“, stellte der Kabarettist selbstbewusst fest. „Was ich g‘sagt hab, hab ich g‘sagt.“
Jetzt darf jedenfalls Stephan Zinner ran. Unterstützt wird er hierbei von Autor Lienenlüke. Ob es da ein Vorbild gebe? Den Sedlmayr zum Beispiel, den Jonas oder den Asül? „Nein, auf keinen Fall“, sagt Zinner. „Ich fand die alle gut. Aber ich muss mein Ding machen.“ Er dürfe sich die Reden dieser Nockherberg-Legenden auch nicht ansehen. „Sonst übernehme ich unbewusst noch etwas. Das will ich unbedingt vermeiden.“ Der gebürtige Trostberger verriet zumindest, dass er auf Musikeinlagen verzichten werde. Heißt: Vieles deutet wieder auf den klassischen Bruder Barnabas hin, der Politikern die Leviten liest. Natürlich mit erhobenem Zeigefinger. Das Schauspielern, die Dramaturgie (Zinner spielt in den Eberhofer-Krimis den Metzger Simmerl) hat der 51-Jährige jedenfalls drauf. Für seine engagierte Verkörperung des Landesvaters beim Singspiel heimste er zudem regelmäßig viel Applaus und Lob ein.
Und Thomas Lienenlüke als Mit-Autor ist natürlich eine wuchtige Verstärkung. Immerhin hatte der schon mehrmals das Singspiel verfasst, aber auch im TV für kabarettistische Höhepunkte wie den „Scheibenwischer“ oder auch den „Schlachthof“ als Texter gearbeitet. Ob Stephan Zinner denn damit gerechnet hätte, der neue Nockherberg-Redner zu werden? „Nein, ich war von dem Anruf völlig überrascht. Ich hatte keine Ahnung.“ Aber lang habe er nicht überlegen müssen. Zinner sagt zu seiner neuen Rolle: „Ich freue mich auf die Aufgabe, auf die Herausforderung. Natürlich kann man auch mächtig auf die Schnauze fallen, aber darum macht man es ja auch.“
Maxi Schafroth fiel auf die Schnauze. Aber man darf hierbei nicht vergessen: Der Allgäuer hatte fünf Auftritte auf dem Nockherberg. Und seine Rede von 2023 gehört zweifelsohne zum Besten, was in dieser bierdunstigen Festhalle je gesprochen wurde. Sein Appell für mehr Zusammenhalt, seine ehrliche Angst vor all dem Hass – bewegend. Jeder im Saal stand auf, klatschte frenetisch, nickte sich mit feuchten Augen zu. Und noch etwas: Dass der geschasste Gaudibursch gestern den Mut hatte, sein eigenes Grablichtlein anzuzünden. Respekt!
Er selbst sagte dazu nur: „Ich will ja nicht die beleidigte Leberwurst spielen.“