Das ungemütliche Zuhause der „Stadelheimer“

von Redaktion

Die Münchner Justizvollzugsanstalt ist die größte in Bayern, auch Frauen und Jugendliche sitzen hier ihre Strafe ab

Die JVA Stadelheim aus der Luft gesehen. 14 Hektar misst das Areal an der Münchner Stadelheimer Straße. © imago

München – Das Münchner Gefängnis Stadelheim hat eine lange und nicht immer rühmliche Geschichte. Erbaut wurde es in den Jahren 1892 bis 1901, weil die Gefängnisse Anger, Baaderstraße und Lilienberg nicht nur ständig überbelegt, sondern auch zunehmend baufällig waren. Die erste Hinrichtung fand am 26. April 1895 statt. Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde Stadelheim zu einem dunklen Ort, mit einer großen Zahl an Hinrichtungen von Widerständlern. Auch Sophie und Hans Scholl und andere Mitglieder der „Weißen Rose“ verloren hier durch das Fallbeil ihr Leben. Viele der Hingerichteten wurden auf dem nahen Friedhof am Perlacher Forst beigesetzt.

Mit rund 14 Hektar Fläche und Platz für 1503 Häftlinge ist Stadelheim Bayerns größtes Gefängnis und auch eines der größten in Deutschland. Der Name rührt daher, dass früher an der Stelle das Gut Stadelheim stand. Wenn heute jemand zu einem „Stadelheimer“ sagt, bedeutet das, dass man hier mal eingesessen hat. Scherzhaft sagt der Münchner auch gerne „Sankt Adelheim“ zu dem Knast.

Stadelheim hat viele prominente Insassen gesehen: Kurt Eisner, der nur kurz nach seiner Entlassung (am 14. Oktober 1918) erster Ministerpräsident Bayerns wurde. 1922 wurde Adolf Hitler für einen Monat in derselben Zelle inhaftiert. Auch der Schriftsteller Ludwig Thoma war unfreiwillig zu Gast. 1906 war das – wegen Beleidigung von Vertretern der Sittlichkeitsvereine. In den sechs Wochen ging es Thoma aber nicht so schlecht. Er bekam Zigarren, Zeitungen und sogar eine Flasche Rotwein am Tag. Heute undenkbar.

In den Jahren zwischen 1960 und 1980 wurde Stadelheim durch einen West- und Ostanbau erweitert. Die Insassen können auch arbeiten. Auf dem Areal gibt es unter anderem eine Schlosserei, eine Schreinerei und eine Malerei. Für eine kleinere Zahl weibliche Häftlinge (72 Plätze) und für Jugendliche (52) gibt es seit 2009 einen eigenen Trakt. Früher waren sie in der Justizvollzugsanstalt Neudeck im Münchner Stadtteil Au untergebracht. Ein Investor baute Neudeck in Luxuswohnungen um. Die JVA Stadelheim gehört dem Freistaat Bayern.WOLFGANG HAUSKRECHT

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