Frisst gerne: der nordamerikanische Ochsenfrosch.
Die Beifußblättrige Ambrosie setzt Allergikern zu. © imago (2)
München – Man hatte es befürchtet: Seit die Quagga-Muschel 2016 in den Bodensee eingeschleppt worden war und sich dort rasant vermehrte, warnten Experten, die gefräßige Muschelart aus dem Mündungsgebiet des Schwarzen Meeres, die ganze Ökosysteme gefährden kann, werde sich in Bayern weiter verbreiten. Jetzt bedroht sie auch den Chiemsee. Vergangenes Jahr wurde sie dort nachgewiesen.
Die Sorgen sind groß, denn im Bodensee hat sich die invasive Art massiv festgesetzt. In zehn bis 30 Metern Tiefe tummeln sich mittlerweile bis zu 25 000 Muscheln pro Quadratmeter, teilte das baden-württembergische Umweltministerium mit. Die Muschel ernährt sich von Plankton – so wie viele einheimische Fischarten. Ein Nahrungskonkurrent und damit eine Gefahr für die Artenvielfalt. Gleichzeitig verstopfen die dicht an dicht sitzenden Muscheln die Rohre der Bodensee-Wasserwerke, die Trinkwasser für Millionen Menschen liefern. In den großen Seen Nordamerikas, in die die Quagga-Muschel in den 1980er-Jahren eingeschleppt wurde, verursacht die Art Schäden in Millionenhöhe.
Hierzulande sind laut dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) 168 Tier- und Pflanzenarten bekannt, die nachweislich negative Auswirkungen haben – oder haben könnten. In der gesamten EU gehen Experten sogar von rund 12 000 gebietsfremden Arten aus, von denen zehn bis 15 Prozent als invasiv eingestuft werden, also als mögliche Gefahr für das einheimische Ökosystem.
Der Asiatische Laubholzkäfer sorgte vor einem guten Jahrzehnt in und um München für Aufregung. Der Baumschädling bohrt sich auch in gesunde Bäume, die dann absterben. In manchen Gemeinden wurde großflächig abgeholzt, um die Ausbreitung zu verhindern.
Oft macht das Fehlen natürlicher Feinde eine Art gefährlich. Der nordamerikanische Ochsenfrosch wird in seiner Heimat von Krokodilen und Schlangen gefressen. Bei uns kann er sich ungehindert vermehren. Da er alles verspeist, was ihm vors große Maul kommt, inklusive Amphibien und Vogelküken, bedroht er die heimische Artenvielfalt.
Die eingewanderte Beifußblättrige Ambrosie ist für Allergiker hochproblematisch. Da sie erst spät im August und September blüht, verlängert sich die Pollensaison um zwei Monate. Die Ambrosie wird in Bayern gezielt bekämpft, die Bürger angehalten, die Pflanze aus ihrem Garten zu entfernen. Anders verhält es sich beim Riesenbärenklau oder dem Indischen Springkraut. Bei diesen wie auch anderen weit verbreiteten Arten sei eine flächendeckende Bekämpfung nicht sinnvoll und auch nicht verhältnismäßig, so das Bayerische Landesamt für Umwelt. „Hier werden lediglich neue und kleinräumige Vorkommen gezielt bekämpft, um die weitere Ausbreitung einzudämmen“, sagt ein Sprecher.
Bei der Quagga-Muschel sollen nun Wissenschaftler herausfinden, wie die invasive Art aufgehalten werden kann. Eine Studie ist bereits beauftragt. Dabei soll auch untersucht werden, welche natürlichen Fressfeinde bei dem Muschel-Problem helfen könnten. Ganz wieder los wird man die Quagga-Muschel aber wohl nicht mehr.BEATRICE OSSBERGER