Trump, der Diktator: Das Bild soll wohl an Russlands Diktator Josef Stalin erinnern. © x
Muskelprotz Newsom schiebt Trump ins Abseits. Ein Fan hat das KI-Bild gepostet. © Tiktok
Wilder Ritt auf dem Dinosaurier: Die Frisur von Gavin Newsom sitzt trotzdem perfekt. © x
Schaltet auf Attacke: Gavin Newsom, Gouverneur von Kalifornien, will die Demokraten zurück ins Gespräch bringen. © AFP
Der Retter der Welt: Gavin Newsom als Superheld „Captain America“ aus der Marvel-Reihe „Avengers“. Ein Anhänger des Demokraten hat das KI-generierte Bild kürzlich gepostet. © X
Washington/München – Überdreht, beleidigend, großspurig, größenwahnsinnig. Wer US-Präsident Donald Trump in den Sozialen Medien folgt, dem wird nicht langweilig. Seit einigen Wochen aber hat er Konkurrenz. Gavin Newsom, 57, Gouverneur von Kalifornien, dreht den Spieß um. First Lady Michelle Obama prägte den Satz: „When they go low, we go high“, was frei übersetzt bedeutet: Werden die Republikaner niederträchtig, bleiben wir besonders anständig. Newsom will aber nicht mehr anständig sein, während Trump rüpelt. Der Demokrat parodiert den Republikaner, dreht dessen Sprüche ins Gegenteil, macht sich lustig. Indem er Trump dauerprovoziert, will er ihm Aufmerksamkeit stehlen.
Im Netz treibt das bunte Blüten. Newsom nennt sich den beliebtesten und zugleich hübschesten Gouverneuer Amerikas, macht sich über die kleinen Hände von Trump lustig. Auf seiner Presseseite auf X hat er ein KI-Bild vom Nationaldenkmal Mount Rushmore gepostet – mit seinem in Granit gemeißelten Gesicht neben den berühmten US-Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln. Eine Parodie auf Trumps Traum, sich eines Tages tatsächlich dort wiederzufinden.
Andere mit Künstlicher Intelligenz erzeugte Bilder zeigen Newsom mit zwei Pistolen in der Hand und mit nacktem Oberkörper auf einem Dinosaurier reitend – oder Trump als Diktator neben Hammer und Sichel oder gleich in sowjetischer Uniform. Witzelnd reklamiert Newsom wie Trump den Friedensnobelpreis für sich oder nennt sich auf X den Auserwählten.
Die Taktik scheint erfolgreich. Newsoms Presseseite auf X hat viele neue Follower. Und seine Fans posten munter mit: Newsom als „Captain America“ oder „Superman“ mit Donald Trump am Schlafittchen. Auf einem KI-Bild schiebt er Trump im Rollstuhl davon, darunter steht: „Newsom 2028!!! MAGA!“ In einem TikTok-Video reitet Newsom auf einem Weißen Hai direkt ins Haus von Trump, der angsterfüllt in Unterhosen flüchtet. Und selten fehlt die US-Flagge in der Inszenierung.
Newsom will sich zum Gegenentwurf machen, zum Anti-Trump. Schon als Bürgermeister von San Francisco sorgte der liberale Demokrat für Aufsehen, als er tausende gleichgeschlechtliche Paare heiraten ließ, obwohl das in Kalifornien (anders als heute) verboten war. Zur direkten Konfrontation kam es, als Trump im Juni die Nationalgarde nach Kalifornien beorderte, angeblich, um außer Kontrolle geratene Proteste gegen seine Migrationspolitik zu beenden. Und als Trump den Wahlkreis von Texas zugunsten der Republikaner neu zuschneiden ließ, kündigte Newsom als Vergeltung auch eine Wahlkreisreform für Kalifornien an.
Newsom ist aber nicht nur liberal, sondern auch ehrgeizig. Dass er 2028 gerne Kandidat der Demokraten für das Weiße Haus werden würde, ist schwer zu übersehen. „Make Amerika Gavin Again“ lautet sein Slogan in Anlehnung an Trumps MAGA-Slogan. Das „Great“ hat Newsom einfach durch seinen Vornamen ersetzt. In seinem „Patriot Shop“ verkauft er allerlei Fanartikel, in denen er Trump-Sprüche kopiert.
Gavin Newsom ist in zweiter Ehe verheiratet mit der Schauspielerin Jennifer Siebel, mit der er vier Kinder hat. Geboren ist er in San Francisco, wo er von 2004 bis 2011 Bürgermeister war. Direkt im Anschluss wurde der 57-jährige Demokrat Vizegouverneur, seit 2019 ist er Gouverneur von Kalifornien. Bei der nächsten Wahl Anfang 2027 kann er aber nicht noch einmal antreten, weil in Kalifornien nur zwei Amtszeiten erlaubt sind. Ihren nächsten Präsidenten wählen die USA im November 2028. Das würde zeitlich perfekt passen.
Allerdings kommt Newsoms Attacke sehr früh – und andere Demokraten mit Ambitionen werden sich wohl erst nach den Zwischenwahlen Ende 2026 outen. Politikwissenschaftler Stephan Bierling hat Zweifel, dass Newsom eine Chance hat. Erstens sei er Kalifornier (was sicheres demokratisches Terrain ist), zweitens könne er seine Strategie wohl nicht lange genug durchhalten, sagt der Professor für internationale Politik an der Uni Regensburg. Letztlich bräuchten die Demokraten jemanden, „der Seriosität und Berechenbarkeit ausstrahlt“. Biden habe Trump 2020 geschlagen, weil er neben ihm wie der Erwachsene im Raum gewirkt habe (Interview).