Gute Luft im Schlafzimmer ohne Pollenbelastung lässt auch Allergiker ruhig schlafen. © Mauritius Images
München – Steigende Temperaturen und veränderte CO₂-Konzentration in der Luft: Pollen fliegen mittlerweile fast das ganze Jahr. Dies führt dazu, dass mehr Menschen unter Heuschnupfen und anderen allergischen Reaktionen leiden. Dr. Andrea Flemmer erklärt, worauf Allergiker achten sollten:
■ Pollen
In der Stadt lüftet man am besten am frühen Morgen, auf dem Land eher abends und nachts – außerhalb der Hauptflugzeiten der Pollen. Alle Fenster – speziell das im Schlafzimmer – sollten mit Pollenschutzgittern versehen werden.
■ Staub und Milben
Bei einer Hausstauballergie ist regelmäßiges Stoßlüften entscheidend, um die Luftfeuchtigkeit zu senken – Milben gedeihen bei hoher Luftfeuchte besonders gut. Ideal ist eine Raumluftfeuchtigkeit unter 50 Prozent. Zusätzliche Hilfe bieten Luftreiniger mit hochwertigen HEPA-Filtern (High Efficiency Particulate Air). Diese Geräte können Pollen, Milbenpartikel, Schimmelsporen und Viren aus der Luft filtern – sinnvoll im Schlafzimmer oder Arbeitszimmer.
■ Kosmetik & Waschmittel
Auch in Küche und Bad lauern allergieauslösende Stoffe in Reinigungsmitteln, Waschzusätzen oder Kosmetika. „Viele Produkte enthalten Duftstoffe, Konservierungsmittel, Enzyme oder Tenside, die die Haut reizen und Allergien auslösen können“, warnt Flemmer. Wer empfindlich reagiert, sollte auf Sprühreiniger verzichten und besser mit klassischen Hausmitteln wie Essig, Natron oder Zitronensäure reinigen. Wichtig: „Beim Putzen sollten Sie Handschuhe tragen. Wer empfindlich auf Staub reagiert, kann sich eine Maske aufsetzen.“
■ Hund, Katz‘ & Co
Tierhaare gelten als häufige Allergieauslöser. Tatsächlich sind es nicht die Haare selbst, sondern die Proteine z. B. im Speichel und in den Hautschuppen. Wer trotz Allergie mit Hund oder Katze lebt, sollte das Tier regelmäßig draußen bürsten, alle Polster regelmäßig reinigen, waschbare Decken verwenden und das Schlafzimmer als allergenfreie Zone einrichten. „Ein Zusammenleben mit den geliebten Vierbeinern ist für viele Allergiker oft möglich – aber nur mit ganz klaren Hygieneregeln“, betont Dr. Flemmer.
■ Therapien
Viele Allergiegeplagte greifen zunächst zu Antihistaminika – rezeptfrei erhältlich als Tabletten, Spray oder Augentropfen in der Apotheke. Sie blockieren die Wirkung des Histamins und können akute Beschwerden deutlich lindern. Bei stärkeren Beschwerden kommen kortisonhaltige Präparate zum Einsatz – meist lokal, etwa als Nasenspray bei allergischem Schnupfen oder als Creme bei Ekzemen. „Kortison wirkt entzündungshemmend, sollte aber nur kurzfristig und nur unter ärztlicher Kontrolle angewendet werden“, betont Dr. Andrea Flemmer.
Langfristige Hilfe verspricht die sogenannte spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung). Dabei wird dem Körper das Allergen über mehrere Jahre hinweg regelmäßig in kleinen Dosen verabreicht – per Spritze, Tropfen oder auch in Tablettenform. Ziel der Therapie ist es, das Immunsystem allmählich an den Reiz zu gewöhnen und die überschießende Reaktion zu verhindern. „Diese Methode kann nicht nur die Symptome lindern, sondern auch das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen wie Asthma deutlich senken“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin.
■ Sechs Alltagstipps
1. Allergenarme Pflanzen: Die Pollen von Esche, Beifuß und Birke setzen vielen Allergikern stark zu. Pflanzen Sie stattdessen Lavendel, Frauenmantel, Zierlauch oder Hortensien mit geringem Allergiepotenzial.
2. Richtig lüften: Lüften Sie in der Stadt frühmorgens von 6 bis 8 Uhr, weil die wärmere Umgebung die Pollenfreisetzung verzögert. Auf dem Land sinkt die Pollenaktivität am frühen Abend bis etwa 24 Uhr.
3. Pollen bleiben draußen: Wechseln Sie Ihre Kleidung nicht im Schlafzimmer. Duschen und Haarewaschen am Abend helfen, dass Sie keine Pollen ins Bett tragen.
4. Natürlich reinigen: Öko-Putzmittel ohne Duft, aber auch Essig und Natron lösen keine Allergien aus.
5. Bessere Raumluft: HEPA-Filter bestehen aus einem dichten Fasernetz und filtern winzige Partikel wie Pollen, Milben, Schimmelsporen, Staub und Tierhaare aus den Räumen – hilfreich im Schlafzimmer.
6. Schlafzimmer ist tabu: Allergiker sollten ihre Haustiere nicht ins Schlafzimmer und schon gar nicht ins Bett lassen – auch wenn das vielen Tierfreunden schwerfällt.YVONNE WALBRUN