Berlin – Beratungsstellen für eine Kriegsdienstverweigerung haben wieder mehr Zulauf. „Bei uns gehen immer mehr Anfragen ein, wenn das Thema Wehrdienst und Wehrpflicht in den Medien ist“, sagte der politische Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG/VK), Michael Schulze von Glaßer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Die Internetseite der DFG/VK verzeichnete demnach allein im August 54 946 Aufrufe. Im Mai habe die Zahl noch bei 24 151 gelegen, sagte Schulze von Glaßer. Anträge auf Kriegsdienstverweigerung müssen derzeit bei den Karrierecentern der Bundeswehr gestellt werden, weil ihnen eine Tauglichkeitsprüfung durch die Bundeswehr vorausgehen muss.
Seit dem Kabinettsbeschluss vergangene Woche über einen neuen Wehrdienst hat die DFG/VK nach eigenen Angaben ihre Strategie geändert. Bislang sei Ungedienten empfohlen worden, noch keinen Verweigerungsantrag zu stellen, da sie sonst zur Musterung eingeladen würden. Nun werde generell zur Antragstellung geraten, da die Betroffenen „laut dem neuen Wehrdienstgesetz sowieso gemustert werden sollen“.
Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben erfasste laut dem RND-Bericht in der ersten Jahreshälfte 1363 Anträge zur Anerkennung auf Kriegsdienstverweigerung. Im Gesamtjahr 2024 lag die Zahl der Anträge demnach bei 2241. 2023 seien es 1079 Anträge gewesen, 2022 noch 951 Anträge.
Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) teilte mit, die Wehrpflicht-Debatte habe auch bei ihnen die Zahl der Beratungsanfragen bereits im vergangenen Jahr um mehr als 30 Prozent ansteigen lassen. Das neue Gesetz zum Wehrdienst soll dazu beitragen, die Zahl der Soldatinnen und Soldaten zu erhöhen. Eine Wehrpflicht ist darin nicht vorgesehen, wohl aber eine verpflichtende Musterung junger Männer.