MEDAILLE FÜR INNERE SICHERHEIT

Sie sind Helden des Alltags

von Redaktion

Minister Joachim Herrmann ehrt couragierte Bayern

Robert Palai und Verena Menzinger wurden geehrt. © ast

Stephanie Schreiner zeigt ihre Medaille. © Astrid Schmidhuber

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann überreichte Mehdi Akhlaqi, Franziska Lechner und Burak Pilavcioglu (von links) die „Courage-Medaille“. © Astrid Schmidhuber

München – Wovor viele Angst haben, passiert im Juni 2022 einer jungen Frau in Unterhaching. Sie wird auf ihrem Nachhauseweg von einem Mann angegriffen und ins Gebüsch gestoßen. Dort würgt und umklammert er sie. Die junge Frau kann sich zwar kurz befreien, der Täter holt sie jedoch ein und versucht erneut, sie ins Gebüsch zu zerren. Dass nicht mehr passiert, ist Robert Palai und seiner Frau Verena Menzinger zu verdanken. Die beiden befinden sich gerade beim Spazierengehen, als sie sehen, was geschieht. Sie schreien den Täter an, der von der Frau ablässt und flüchtet.

Für ihren Mut und ihre Verdienste um die innere Sicherheit wurden die beiden und 30 weitere Bürgerinnen und Bürger gestern von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann mit der „Courage-Medaille“ ausgezeichnet. „Wir hoffen, dass alle gehandelt hätten. Für uns war das selbstverständlich“, sagen Palai und Menzinger. Besonders schlimm war für die Helferin, dass sich die Tat in der Nähe ihres damaligen Wohnorts abspielte. „Die Frau war nur weniger jünger als ich“, sagt sie. Bis heute hat Verena Menzinger beim Spazierengehen am Abend ein etwas mulmiges Gefühl.

„Danke an alle, die in Notsituationen nicht weggeschaut, sondern geholfen haben“, betonte Innenminister Herrmann. Die Geehrten hätten Zivilcourage bewiesen, als sie Unrecht wahrgenommen hätten, und so zum Schutz der Gesellschaft beigetragen. „Wir brauchen Menschen wie Sie. Menschen, die Zivilcourage zeigen“, sagte Herrmann.

Auch Stephanie Schreiner bewies echte Zivilcourage. Wegen ihr konnte ein 48-jähriger pädophiler Straftäter in Maxhütte-Haidhof im Oberpfälzer Landkreis Schwandorf überführt werden. Über längere Zeit hatte Schreiner beobachtet, wie ihr Nachbar auffällig oft Kontakt zu Kindern suchte. „Es ist wichtig, dass man hinschaut“, betont Schreiner. Durch ihre Angaben konnte die Polizei gegen den Mann ermitteln und drei Fälle von schwerem sexuellen Missbrauch von Kindern aufklären – und ihm den Besitz von 24 Kinderpornos nachweisen. Schreiner selbst geht der Fall besonders nahe, seit sie vor zwei Jahren ihre Tochter bekam. Dass das couragierte Handeln von ihr und anderen gewürdigt wird, findet sie gut. „Dann ist das vielleicht auch in Zukunft ein Ansporn für andere, sich einzusetzen“, sagt sie.

Für Mehdi Akhlaqi, Franziska Lechner und Burak Pilavcioglu ist Zivilcourage ebenfalls ein Begriff. Sie halfen einem Mann, der durch eine Attacke in einen lebensbedrohlichen Zustand befördert wurde. Er wurde in einem Münchner U-Bahnhof im Rahmen eines Streits angegriffen. Das bekam Akhlaqi mit, der sich auf dem Weg zur Arbeit befand. „Es war alles voller Blut“, sagt er. Er habe gesehen, wie einer der beiden Streithähne zu Boden ging. Der Angreifer trat dabei mehrfach gegen den Kopf des am Boden liegenden Kontrahenten und schlug auf ihn ein. Schnell alarmierte Akhlaqi die Polizei und versuchte das bereits bewusstlose OIpfer zu verteidigen. „Natürlich habe ich auch Angst gehabt“, sagt Akhlaqi. Doch kurz darauf seien Lechner und Pilavcioglu aus einer einfahrenden U-Bahn zum Tatort gestoßen. Sie wirkten ebenfalls lautstark auf den Täter ein, um ihn von seinem Opfer abzubringen. Der Täter wurde zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, das Opfer überlebte.

Kurios wurde es für Benedikt Riedl und Timon Raphael Rottmüller, als sie im April 2023 ein Münchner Restaurant besuchten. Neben ihnen saßen nämlich zwei Männer, die offenbar gerade eine Straftat für den Folgetag verabredeten. Riedl und Rottmüller informierten die Polizei, die die Männer beim Verlassen des Restaurants kontrollierte. Die Beamten fanden danach in deren Hotelzimmer Einbruchswerkzeug und Diebesgut. Bei den Ermittlungen konnten auch bereits begangene Taten aufgeklärt werden.ANNA WEINFURTNER UND SAMANTHA ERNST

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