Die Grünen sind die schärfsten Kritiker der Bahnpolitik. Für die designierte neue DB-Chefin Evelyn Palla findet aber auch Markus Büchler, S-Bahn-Vielfahrer aus Oberschleißheim und Bahnexperte der Landtags-Grünen, lobende Worte.
Ist Frau Palla als neue Bahnchefin eine gute Wahl?
Ich sehe das mit großen Hoffnungen. DB Regio, die sie bisher führte, ist ein Bereich, der bei der Bahn noch mit am besten funktioniert. Ich freue mich auch, dass man auf Fachleute aus dem Eisenbahnbetrieb setzt und nicht zum Beispiel jemanden aus der Auto- oder Luftfahrtbranche geholt hat. Frau Palla hat den unpopulärsten Job der Republik bekommen. Respekt dafür!
Wird die vom Bundesverkehrsminister vorgestellte Agenda für zufriedene Bahnkunden funktionieren?
Allen ist klar, dass Deutschland die Bahn 30 Jahre lang runtergewirtschaftet hat, alles nur, um eine Profitabilität zu erreichen, die es bei der Bahn nie geben kann. Der Minister muss Aufbruch und Trendwende jetzt hinbekommen, und zwar auch dort, wo die Kunden auf das Unternehmen treffen. Am Bahnhof, im Bordbistro, in den Zügen generell. Sauberkeit und Sicherheit, da kann man schon relativ kurzfristig etwas machen. Da steht der Minister jetzt im Wort.
Halten Sie die Reformen im Konzern für richtig?
Richtig sind die Verschlankung und der Verkauf von Beteiligungen. Wichtig ist aber, dass vor allem die Verwaltung entschlackt wird, nicht das Betriebspersonal. Die Bahnreform kann aber nicht wirken, wenn die Bundespolitik nicht voll dahintersteht. Angesichts des jüngsten Haushaltsentwurfs der Bundesregierung kann man nur zu dem Schluss kommen, dass die Regierung Frau Palla jetzt schon in den Rücken fällt.
Also noch mehr Geld für die Bahn?
Ja, mehr Geld – sowohl für die Sanierung, aber auch für gezielte Aus- und Neubauprojekte, sei es der Brenner-Zulauf, sei es die für den Deutschlandtakt wichtige Neubaustrecke Augsburg–Ulm. Die Bahn bekommt jetzt schon mehr Geld als früher, das ist richtig, aber damit sind wir im europäischen Vergleich dann allenfalls Durchschnitt. Vom Geld aus dem Sondervermögen muss die Bahn noch stärker profitieren, als es bisher vereinbart ist. Außerdem müssen wir endlich eine überjährige Finanzierung sicherstellen, mit einem Schienenfonds, den wir Grünen schon seit Jahren anmahnen. Auch in dem jüngsten Reformpapier des Verkehrsministers ist das nur vage angekündigt.