So unterscheidet sich der Wasen von der Wiesn

von Redaktion

Stuttgart – Wenn in Stuttgart der Oberbürgermeister heute das erste Bierfass ansticht und damit das Cannstatter Volksfest eröffnet, schunkeln die Menschen auf dem Münchner Oktoberfest schon seit knapp einer Woche in den Festzelten. Jedes Jahr finden das größte und das zweitgrößte Volksfest der Welt in München und Stuttgart eine Zeit lang gleichzeitig statt. Aber wie unterscheiden sich Wiesn und Wasen eigentlich? Ein Vergleich:

■ Größe

Hier hat München klar die Nase vorn. Auf das Oktoberfest kamen im vergangenen Jahr nach Veranstalterangaben 6,7 Millionen Besucher – auf dem Wasen waren es 4,6 Millionen. Und auch bei der reinen Fläche schlagen die Münchner die Stuttgarter mit 42 zu 35 Hektar.

■ Bier

Auch beim Bierverbrauch dürften die Münchner vorn liegen. Sieben Millionen Mass Bier flossen 2024 in die Kehlen der Besucher. In Stuttgart wird die Biermenge nicht genau erfasst.

■ Reservierungen

Wer in München nicht Monate vorher reserviert, hat wenig Chancen. In Stuttgart dagegen gibt es selbst für den Eröffnungstag noch immer einige freie Tische in den Zelten und auch an Wochenenden sind Reservierungen zu bekommen.

■ Kleidung

Sowohl auf der Wiesn als auch auf dem Wasen sind Dirndl und Lederhosen inzwischen fast allgegenwärtig. „Diesen Trend gibt es bei uns seit knapp 25 Jahren“, erzählt Wulf Wager, Vorstand des Cannstatter Volksfestvereins. Damals habe ein Festwirt versprochen: Wer in Tracht komme, bekomme immer einen Platz im Zelt – auch wenn das eigentlich voll sei. „Das hat einen Trend ausgelöst, der anhält“, sagt Wager. Mit historischen Trachten habe die moderne Trachtenmode allerdings wenig zu tun.

■ Ursprung

Nicht nur größer ist das Oktoberfest in München – es ist auch ein paar Jahre älter als sein Pendant auf dem Cannstatter Wasen. In München feiern die Menschen in diesem Jahr die 190. Ausgabe des Festes, in Stuttgart findet das Fest zum 178. Mal statt. Die erste Ausgabe des Volksfests in der bayerischen Landeshauptstadt fand im Jahr 1810 anlässlich der Hochzeit des bayerischen Kronprinzen Ludwig und der Prinzessin Therese statt. Das Cannstatter Volksfest ging 1818 erstmals als landwirtschaftliches Fest über die Bühne, das der württembergische König Wilhelm I. als Dank für mehrere überstandene Hungerjahre stiftete. Was beide Veranstaltungen eint: Sie fielen über die Jahre immer mal wieder aus – etwa wegen Kriegen oder Pandemien.

■ Name

Während das Münchner Oktoberfest – benannt nach dem Ort des Festes, der Theresienwiese – auch international als Wiesn ein bekannter Markenname ist, tun sich nicht nur auswärtige Besucher mit dem korrekten Namen des Stuttgarter Festes etwas schwerer. Offiziell heißt es Cannstatter Volksfest, benannt nach dem heutigen Stadtteil Stuttgarts, der zur Zeit des ersten Festes noch selbstständig war. Nicht zu verwechseln mit dem Stuttgarter Frühlingsfest, das im April und Mai stattfindet und erst nach der Eingemeindung von Bad Cannstatt ins Leben gerufen wurde. Veranstaltet wird das Fest seit seiner ersten Ausgabe auf dem Cannstatter Wasen, wo auch Konzerte stattfinden.

Artikel 3 von 3