Polizisten sicherten das Festgelände. © Beier/AFP
Sie warteten in ihren neuen Lederhosen: Tyan, Liam, Calum und Cameron (v.li.) aus Kanada. © Achim Schmidt
Auch die Wiesn-Bedienungen, Felix Glaubig (li.) und Alejandro Palacios Altamirano, waren überrascht. © A. Schmidt
Jeder Blumentopf rund um die Festwiese wurde gestern nach möglichem Sprengstoff durchsucht. © Alexandra Beier/AFP
Leere Straßen: Die Wiesn blieb gestern gesperrt. Besucher, Bedienungen und Schausteller mussten das Gelände verlassen. © Alexandra Beier/AFP
München – Bis zu 500 Polizisten sind am Mittwoch in ganz München im Einsatz, nachdem in der Lerchenau tödliche Sprengsätze explodiert sind – und es auch Hinweise auf eine Gefährdung der Wiesn-Besucher gibt. Die Lage an der Theresienwiese danach: gespenstisch. Schon um kurz vor zehn Uhr gehen die ersten Gäste in Tracht wieder Richtung U-Bahn. Sie wissen bereits: „Das Festgelände ist wegen Bombendrohung gesperrt.“ Am Bavariaring ist schnell klar: Niemand kommt mehr auf die Theresienwiese, die ringförmig abgeriegelt ist. Rund 300 000 Besucher waren für den Mittwoch erwartet worden. Doch die Sicherheitsleute schicken die ankommenden Wiesn-Gäste weg und deuten streng in Richtung der U-Bahnen. Auch die Wiesn-Mitarbeiter werden evakuiert.
„Es sind alle entspannt rausgegangen, ohne Panik. So etwas haben wir noch nie gehabt, dass einfach zugesperrt wird“, sagt Armin Hohenadler, Bedienung in der Fischer Vroni um kurz nach 10 Uhr. „Die Maßnahme ist konsequent. Lieber so, als dass etwas passiert“, sagen Eva Ostermeier, Michael Graßmann und Maria Schmidt aus Kelheim. „Aber es ist traurig, dass es immer wieder solche Meldungen geben muss.“ Die Freunde haben extra Urlaub für den Besuch genommen.
Spürhunde aus ganz Bayern im Einsatz
Felix Glaubig und Alejandro Palacios waren am Mittwochmorgen bereits in der Ochsenbraterei. „Erst gab es eine Durchsage im Zelt, dann kam die Chefin und hat gesagt, dass es eine Bombendrohung gibt. Dann hieß es, alle sollen das Festgelände verlassen. Viele haben gleich telefoniert. Die Stimmung war gedrückt“, erzählen die Bedienungen, während sie an der Schwanthalerhöhe ausharren. „Das Wichtigste ist, dass niemandem etwas passiert und es zu keinem Vorfall kommt. Es bleibt aber einfach ein mulmiges Gefühl. Uns ist es egal, dass der Lohn heute ausfällt, solange niemand verletzt wird.“
Für die Sicherheit auf der Theresienwiese sorgt die Polizei mit Bombenspürhunden – 50 speziell ausgebildete Tiere sind im Einsatz. Zu wenig: „Da haben wir uns aus ganz Bayern Unterstützung geholt“, sagt ein Polizeisprecher. Doch erst nach und nach treffen die weiteren Hunde ein. Sie können jeweils nur 15 bis 20 Minuten schnüffeln, dann brauchen sie Pausen. Der Zeitdruck ist riesig, denn es geht um die Wiesn-Öffnung am Abend. Darauf hoffen mittgas viele. So wie Tyan, Liam, Calum und Cameron aus Kanada. „Heute Morgen haben wir erst unsere Lederhosen gekauft“, sagt Calum.
Auf dem Gelände sind immer wieder Durchsagen zu hören, auf Deutsch und Englisch: Das Oktoberfest öffne „heute erst ab 17 Uhr“, heißt es. Doch über Stunden bleibt das unsicher. Am frühen Nachmittag berät sich Oberbürgermeister Dieter Reiter mit der Festleitung und den Sicherheitsbehörden. Tausende Besucher sind weiter in die Stadt gezogen, um die Zeit zu überbrücken. Dann kommt die Mitteilung: Um 17.30 Uhr macht das Oktoberfest wieder auf.
Ein nervenaufreibender Wiesn-Tag, der doch noch gut zu Ende geht.