Bauruine Elbtower: Eigentlich sollte das 950-Millionen-Luxus-Projekt dieses Jahr fertig sein. Stattdessen endeten die Bauarbeiten bei 100 Metern Höhe. Die Grafik zeigt das einstige Imperium von René Benko. © Marcus Brandt/dpa
Innsbruck/München – René Benko hat ein Immobilien- und Handelsimperium errichtet – und einen Scherbenhaufen hinterlassen. Ein großer Brocken in seinem Signa-Konzern war die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Diese kam noch verhältnismäßig glimpflich davon. Im Mai 2024 wurde sie an die US-Investmentgesellschaft NRDC und den deutschen Unternehmer Bernd Beetz verkauft. Es folgte ein massiver Stellenabbau, doch von den 92 Filialen in Deutschland werden immerhin 83 weiter betrieben. Dicht machen mussten Häuser unter anderem in Berlin, Chemnitz, Essen, Augsburg oder Regensburg.
Von den Signa-Immobilienprojekten ist der Hamburger Elbtower das prominenteste. Das Bauwerk sollte 245 Meter hoch werden und 64 Stockwerke haben. Architektonisch war es als Abschluss der Hafen-City geplant. Es hat nicht mal seine halbe Höhe erreicht, als die Arbeiten gestoppt wurden. Der Elbtower steht leer und wird mehr und mehr zur Ruine. Ob er je fertig gestellt wird und mit welcher Nutzung, ist offen.
In München kaufte Benko den Oberpollinger, das Karstadt-Sporthaus und die Alte Akademie in der Fußgängerzone, das Kaut-Bullinger-Haus (Rosenstraße) und den Karstadt am Hauptbahnhof. Die denkmalgeschützte Immobilie am Hauptbahnhof verfällt zusehends. Investoren fehlen, mittlerweile soll aber ein Münchner Unternehmer kurz vor dem Kauf stehen. In der historischen Alten Akademie nahe dem Stachus, im 16. Jahrhundert ein Jesuitenkolleg, sind alle Bauarbeiten gestoppt. Hier sollten Geschäfte und Luxuswohnungen entstehen. Es soll mehrere Interessenten für das Areal geben, das Benko in Erbpacht vom Freistaat erworben hatte.
In Deutschland wurden 21 Sigma-Projekte eingestellt, im Bau oder in der Sanierung. In Berlin unter anderem zwei geplante Hochhäuser am Kurfürstendamm auf dem Karstadt-Grundstück. Das „Galeria Weltstadthaus“ am Alexanderplatz wurde von der Commerzbank gekauft, es wird weitergebaut. Benko-Bauwüsten gibt es unter anderem auch in Frankfurt, Nürnberg und Stuttgart. Meist stehen erst einmal die Städte in der Pflicht, sich darum zu kümmern. Sie wollen, dass die Flächen genutzt werden und nicht die Innenstädte verschandeln.
Benkos Geldgeber werden nur wenig zurückerhalten. Es geht um Milliarden. So hatte die Schweizer Bank Julius Bär nach der Insolvenz mitgeteilt, Benko 600 Millionen gegeben zu haben. Nur 100 Millionen fließen zurück. Der Multimilliardär Klaus-Michael Kühne, ein Logistik-Unternehmer, sagte in einem Interview, Benko habe ihn 500 Millionen gekostet. Neben Privatiers sind Versicherungen und Banken Geschädigte. Die Union Investment, eine Tochter des genossenschaftlichen Raiffeisen-Verbundes, ist darunter, ebenso Landesbanken wie die Bayern LB und die Landesbank Baden-Württemberg. Bei der Bayern LB soll es Berichten zufolge um 100 Millionen Euro gehen.P. GUYTON