Kurz nach der Tat: Wolfgang Erhardt auf seiner Terrasse, die er nach dem Einbruch in sein Haus im Münchner Stadtteil Berg am Laim mit einer Videokamera versah. © Marcus Schlaf
München – Es sollten schöne Entspannungstage nach dem Oktoberfest werden: Doch der Wellness-Urlaub, den Wolfgang Erhardt mit seiner Frau in Bad Reichenhall genoss, wurde jäh unterbrochen. „Bei Euch wurde eingebrochen“, teilte ihm eine Nachbarin am Telefon mit – an den Anruf erinnert sich der Münchner noch genau, wie er beim True-Crime-Abend (siehe Artikel oben) erzählt. Dass es ausgerechnet den 58-Jährigen traf, ist fast schon eine Ironie des Schicksals. Denn: Wolfgang Erhardt arbeitet selbst als Sicherheitsberater und berät beim Schutz vor Einbrechern!
Die Täter, die 2016 in sein Haus in Berg am Laim eindrangen, waren Profis – und wussten genau, was sie taten. Denn bei den Erhardts fanden größere Umbauten statt, fast das ganze Gebäude war schon gut gesichert. „Bis auf eine Stelle“ – und über genau dieses Fenster kamen die Einbrecher rein. Sie nahmen den Würfeltresor mit, in dem sich auch Geld befand. Der wirtschaftliche Schaden allein sei aber nicht das Schlimme gewesen, erinnert sich Erhardt. In dem Safe befand sich auch eine Schatulle mit Schmuck seiner Frau – besondere Stücke, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Und die unwiederbringlich weg waren. „Meine Frau ist hart gesotten“, sagt Erhardt. „Dieser Verlust hat sie trotzdem getroffen.“
Ebenfalls geklaut wurde ein dicker Ordner mit den Sozialversicherungsunterlagen von Wolfgang Erhardt. Sein erster Gedanke: Die fehlenden Papiere könnten in der Zukunft noch für einigen Ärger sorgen. Doch es kam ganz anders: Am nächsten Tag bekam der Münchner einen Anruf von seiner Bank in der Nachbarschaft. In deren Papiercontainer wurde der verschwundene Ordner gefunden – zusammen mit der Tür des Würfeltresors! Vom Schmuck und den Tätern fehlte aber jede Spur.
Die Erhardts haben versucht, das Erlebte so gut wie möglich zu verarbeiten. Doch auch bei ihnen saß der Schock tief. „Prüfen Sie, was das mit ihrem Inneren macht“, lautet deshalb der Rat von Sicherheitsberater Wolfgang Erhardt. Therapeutische Hilfe kann nicht nur bei der Aufarbeitung für Betroffene wichtig sein. Eine gute Option sei, sich im Vorfeld technisch vor Einbrechern zu schützen. Fachfirmen bieten ein breites Portfolio: Die Kosten steigen mit der Widerstandsfähigkeit des Materials. „Fenster und Türen sind wichtige Punkte.“ Häuser und Wohnungen können mittlerweile mit Alarmanlagen ausgestattet werden, die Live-Bilder auf eine Handy-App schicken. Der Tipp vom Profi: Nicht auf Batterie-Betrieb setzen, sondern lieber etwas mehr investieren. Außerdem sollte die Anlage gut bedienbar sein. „Was bringt mir die teuerste Technik, wenn ich sie dann nicht benutze?“
Ein wichtiger Punkt ist für Wolfgang Erhardt das Umfeld. Reagiere ich, wenn bei Nachbarn der Bewegungsmelder angeht? Schaue ich nach, wenn gegenüber ein Warnton ertönt? 2016, als er selbst Opfer wurde, war der Einbruch großes Thema in der Nachbarschaft. Sein Appell lautet heute: „Achtsam sein.“ Das ist ganz im Sinn der Polizei, die klar sagt: Wem etwas auffällt, der sollte dies sofort melden. Bei auffälligen Situationen, Autos oder Personen gilt: Immer die 110 wählen! NADJA HOFFMANN UND ANDREAS THIEME