INTERVIEW

„Wir müssen das Schlimmste verhindern“

von Redaktion

Die Bahnhofs-Gegner kämpfen weiter – darunter Schauspieler Walter Sittler, der erklärt, worum es jetzt noch geht

München – Der Schauspieler Walter Sittler ist ein prominenter Anführer des S21-Widerstands. Obwohl der Bahnhof fast fertig ist, gibt er nicht auf.

Der neue Stuttgarter Bahnhof ist fast fertig. Geben Sie den Kampf verloren?

Ja, der geplante Bahnhof wird gebaut, das muss man eingestehen: Das ist eine Niederlage ersten Ranges. Zur Politik gehört Verlieren dazu. Aber das ist vergossene Milch. Jetzt geht es darum, das Schlimmste zu verhindern. Die Planungen sind ungenügend, das wissen eigentlich alle. Das Problem ist nur, dass der Stadt das Gleisvorfeld gehört und sie es bebauen will. Das ist auch der Kern: Es ging nie um einen besseren Bahnhof, es ging darum, das Gelände zu bebauen.

Hat sich denn der Widerstand gelohnt?

Ja, weil wir viele Menschen für die Bahn sensibilisiert haben – und immer noch über die vermurksten Pläne gesprochen wird. Wir müssen es jetzt schaffen, das Immobilienprojekt so einzudämmen, dass der Bahnverkehr noch wachsen kann. Das geht nur, wenn man den alten Kopfbahnhof nicht ganz beseitigt. Dafür kämpfen wir. Der neue Bahnhof ist viel zu klein. Das gibt im Berufsverkehr ein absolutes Chaos.

Ist der neue Bahnhof architektonisch gelungen?

Ach, wissen Sie, ich kenne ihn nur von außen und durch Animationen. Sicher, das kann man so machen mit den Lichtaugen. Ob er jetzt so strahlend weiß sein muss, da habe ich Zweifel. Aber das ist alles auch Geschmackssache. Letztlich ist ein Bahnhof ein technisches Gebäude. Was habe ich von der Ästhetik, wenn es technisch nicht funktioniert?

Machen Sie noch bei Montagsdemos und Mahnwachen mit?

Nein. Aber beim Bürgerbegehren, das war mir wichtig.

Fahren Sie selbst Bahn?

Dauernd. Und ich fahre gerne mit der Bahn. Gut, manchmal dauert es etwas länger, das muss ich im Voraus einplanen mit mehr Zeitpuffern. Die Mitarbeiter sind meist freundlich, auch bei Störungen, man bekommt Essen und Getränke, ich kann lesen und arbeiten, was will man mehr? Ich wünschte, dass wir einen Verkehrsminister hätten, dem die Bahn mindestens so wichtig ist wie das Auto.

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