München/Erding – Ein Schusswechsel zwischen Polizei und Bundeswehr – wie konnte das passieren? „Diese Frage stellen wir uns auch alle“, sagt der Sprecher des Feldjäger-Regiments 3 in der Münchner Fürst-Wrede-Kaserne an der Ingolstädter Straße. „Da gab es einen Kommunikationsfehler“, heißt es beim Polizeipräsidium Oberbayern Nord, das auch für den Landkreis Erding zuständig ist. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) drückt es härter aus: Der Vorfall sei „in meinen Augen eine absolute Katastrophe“. Nur: Wer hat sie verursacht?
Die Bundeswehr hatte sich im Vorfeld extra um Aufklärung bemüht. Trotzdem: Dass die Feldjäger mit bis zu 500 Mann und Frau nicht auf einem abgeschotteten Militärgelände, sondern im öffentlichen Raum üben würden, sei wohl nicht jedem klar gewesen, räumt ein Sprecher ein. „Natürlich erreichen wir mit unserer Kommunikation nicht jeden.“ Sicher ist: Als die Polizei am Mittwoch gegen 17 Uhr von einem Anwohner über einen Mann im Flecktarn und Gewehr alarmiert wurde, hatte niemand die Bundeswehr-Übung „Marshal Power“ auf dem Schirm. Polizisten der sogenannten Operativen Ergänzungsdienste rückten aus. Das ist eine Spezialeinheit, die nicht zur Polizeiinspektion gehört. Die Polizisten waren stark bewaffnet, das aber sei Standard . „Die Ausstattung liegt in jedem Streifenwagen“, wie ein Polizeisprecher sagt. Dann fielen mehrere Schüsse, wie viele genau, muss erst ermittelt werden. Am Ende war ein Feldjäger, der im „Gefechtsanzug“ mit Helm und Gewehr herumlief und „Manövermunition“ (sprich: Platzpatronen) verschoss, leicht am Gesicht verletzt – und Bundeswehr wie Polizei dem Gespött preisgegeben.
Die Übung war „natürlich“ bekannt, heißt es bei der Polizei, auch der genaue Übungsplan sei übermittelt worden. Demnach sollte „Marshal Power“ am Mittwoch beginnen und bis 29. Oktober dauern. Über die Details gehen die Angaben auseinander. Laut Plan war am Mittwoch nur von einer „Anmarschphase“ die Rede, heißt es bei der Polizei. Das bedeutet: Die Feldjäger sollten aus der Fürst-Wrede-Kaserne ausrücken und zu ihrem Übungsgelände fahren. Dass sie noch am Mittwoch mit Übungen im offenen Gelände beginnen würden, davon sei man nicht ausgegangen. Die Feldjäger stellen es anders dar: Der „Kernübungszeitraum“ sei am Mittwoch angelaufen, betont ein Sprecher des Regiments 3. Das bedeute: Ab dann habe die Bevölkerung mit Soldaten im öffentlichen Raum rechnen müssen.
Gestern ermittelten Bundeswehr, Spurensicherung und LKA am „Tatort“, nun übernimmt die Staatsanwaltschaft Landshut. Die Aufkärung werde dauern, heißt es bei der Polizei. „Es war eine brenzlige Situation, aber wir sind froh, dass es wenigstens halbwegs glimpflich ausgegangen ist.“ Gestern um 13 Uhr wurde „Marshal Power“ fortgesetzt.DIRK WALTER