München – Wenn die Münchner am Sonntag ihr Ja für eine Bewerbung um Olympische Sommerspiele geben, wäre das nur ein kleiner erster Schritt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) plant zwar offiziell eine Bewerbung und wird dabei auch von der neuen Bundesregierung unterstützt – aber München hat Konkurrenz. Auch Berlin, Hamburg und die Region Rhein-Ruhr haben ihren Hut in den olympischen Ring geworfen. Der DOSB will bis Herbst 2026 in einem mehrstufigen Verfahren entscheiden, mit welchem Kandidaten er in den Internationalen Wettbewerb geht. München wäre ein durchaus starker Bewerber. Viele Sportstätten sind vorhanden und das Olympiastadion mit seinem Zeltdach wäre ein medienwirksames Symbol, so wie der Eiffelturm zuletzt bei den Spielen 2024 in Paris.
Aber selbst wenn München sich beim DOSB durchsetzt, wäre das Ziel noch ein gutes Stück entfernt. Erstens sind die Sommerspiele 2028 (Los Angeles/USA) und 2032 (Brisbane/Australien) bereits vergeben. Zweitens ist die internationale Konkurrenz groß. Und: Bei der Vergabe von Spielen gewinnt nicht immer der Beste. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) agiert seit jeher stark politisch. Für die Spiele 2036 hat Katar Ansprüche angemeldet. Das arabische Emirat hat zwar nicht einmal drei Millionen Einwohner, schwimmt aber im Geld und liebt die sportpolitische Bühne. 2022 fand hier die höchst umstrittene Fußball-WM statt. Indien könnte sein bereits bekundetes Interesse vertiefen, Madrid und Istanbul wollen die Spiele ebenfalls.
Das IOC ist daran interessiert, die ganze Welt einzubinden. Das bringt Afrika als Austragungsort der Zukunft in eine gute Position. Ägypten erwägt offenbar eine Bewerbung. Zudem kommt die neue IOC-Präsidentin Kirsty Coventry, eine frühere Schwimmerin, aus dem südafrikanischen Land Simbabwe. Sie hat das Amt erst im Juni vom Deutschen Thomas Bach übernommen.
In diesem Jahrhundert fanden die Sommerspiele schon drei Mal in Europa statt: 2004 in Athen, 2012 in London und erst 2024 in Paris. So scheint es unrealistisch, dass Deutschlands Chancen für 2036 sonderlich gut stehen. 2040 und 2044 benennt der DOSB als weitere Zieljahre. Diese drei Sommerspiele sind die nächsten, die zur Vergabe anstehen. Was danach wäre, ist offen.
Hauptmagnet für Münchens Bewerbung ist der Olympiapark mit seinen Sportstätten. Wassersport könnte an der Regattaanlage Oberschleißheim stattfinden, Schießen an der Olympiaanlage Garching. Auch die Innenstadt soll eingebunden werden, etwa für Radfahrer und Marathonläufer. Messe, Allianz Arena, Grünwalder Stadion. Mögliche Sportstätten gibt es so einige. Auch das Umland käme zum Zug, zum Beispiel der Golfclub Eichenried.
Im Vorfeld des Bürgerentscheids hatten Befürworter und Gegner ihre Argumente ausgetauscht, Die Befürworter, darunter Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und der Freistaat, sehen einen großen Nutzen für Wirtschaft, Nahverkehr und Wohnungsbau. Die Gegner warnen für unnötigen Millionen-Kosten und dem unfairen IOC. Zudem müssten mehr Nahverkehr und mehr Wohnungen früher entstehen, nicht erst 2036 oder später.W. HAUSKRECHT