Diese Impfungen brauchen Senioren

von Redaktion

Von Grippe bis Masern: Prof. Dr. Christoph Spinner vom Klinikum rechts der Isar klärt auf

Mit einem kleinen Pieks beim Arzt können sich Senioren vor vielen gefährlichen Krankheiten schützen – oder zumindest schwere Verläufe vermeiden. © Fotos: Mauritius Images, Astrid Schmidhuber

München – Fit und gesund sein im Alter: Da hilft ausgewogene Ernährung, Bewegung an der frischen Luft – und die richtige Impfung! Denn eine Impfung kann vor Krankheiten schützen oder zumindest schwere Verläufe abschwächen. „Gerade für Menschen über 60 sind Impfungen besonders wichtig, weil das Immunsystem mit den Jahren weniger gut funktioniert“, sagt Professor Christoph Spinner, Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie am TUM Klinikum Rechts der Isar. Für unsere Leser erklärt er die acht wichtigsten Impfungen für Senioren.

„Generell sollte man bedenken, dass unser Körper im Alter nicht nur weniger effektiv auf Krankheitserreger reagieren kann, weil das Immunsystem weniger leistungsfähig ist und der Körper die fremden Erreger nicht mehr so leicht erkennt“, sagt Prof. Spinner. „Auch die Krankheitsverläufe können schwieriger sein als bei jungen Menschen. Die Komplikationen nehmen zu – und das gilt nicht nur für den Verlauf der eigentlichen Atemwegsinfektion. Auch die Wahrscheinlichkeit, bei einer Atemwegsinfektion einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, steigt im Alter an.“ Deshalb sei es so wichtig, an eine Auffrischung oder neue Schutzimpfung zu denken. Der Experte unterscheidet dabei drei verschiedene Impfungen: Die saisonale, altersspezifische und die allgemeine Immunisierung.

■ Saisonale Impfungen

Gerade im Herbst nehmen die Atemwegserkrankungen zu. Erster Schutz: die Grippe-Spritze. „Eine Grippe wird durch Influenza-Viren ausgelöst. Bei älteren Menschen kann es zu lebensbedrohlichen Verläufen kommen“, weiß Prof. Spinner. Die Impfstoffe werden jede Saison neu angepasst, weil sich Grippeviren ständig verändern. „Deshalb ist eine jährliche Auffrischung so wichtig.“

Bei der zweiten wichtigen Impfung handelt es sich um den Booster gegen Covid. „Damit ist man wirksam vor schweren Verläufen geschützt und halbiert auch sein Infektionsrisiko – auch wenn der Schutz nach etwa sechs Monaten wieder nachlässt.“

Die dritte Impfung ist gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Dieses verursacht ebenso Atemwegserkrankungen. „Das RS-Virus ist durch Aerosole in der Luft ansteckend und wird zum Beispiel beim Sprechen, Niesen oder Husten übertragen“, erläutert der Professor. Fälschlicherweise werde RSV oft nur als Bedrohung für kleine Kinder gesehen, tatsächlich kann das Virus aber auch für Senioren sehr gefährlich sein. „Denn eine Infektion kann eine Lungenentzündung und Bronchitis zur Folge haben und wird auch mit dem Auftreten von Herzinfarkten und Schlaganfällen in Verbindung gebracht.“ Das RSV könne aber auch bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Vorerkrankungen tödlich enden. „Die Ständige Impfkommission Stiko empfiehlt deshalb die Impfung für alle Personen ab 75 Jahren sowie bei chronischer Erkrankung sogar ab 60 Jahren.“

■ Altersspezifische Impfung

„Ab 60 Jahren ist die Impfung gegen Pneumokokken ratsam, sie muss etwa alle sechs Jahre aufgefrischt werden“, sagt der Münchner Mediziner. Pneumokokken sind Bakterien, wobei es davon verschiedene Subtypen (Serovare) gibt. Eine Infektion verursacht in der Regel eine schwere fieberhafte Lungenentzündung. „Aktuelle Impfstoffe schützen vor mehr als 20 der über 100 bekannten Serovaren und verhindern damit sowohl eine Lungenentzündung als auch mögliche Mittelohrentzündungen oder Hirnhautentzündungen und Blutvergiftungen“, sagt Spinner. Gefährdet seien gerade auch Menschen mit chronischen Krankheiten wie etwa Altersdiabetes.

■ Allgemeine Impfungen

Der Infektiologe vom rechts der Isar rät hier zu einigen weiteren Impfungen, die jeder haben sollte: Zum einen die Kombi gegen Tetanus, also Wundstarrkrampf, Diphtherie und gegebenenfalls Keuchhusten. Neben der Grundimmunisierung im Kindesalter ist die Auffrischung alle zehn Jahre sinnvoll. Wichtig ist die Maßnahme gerade für Oma und Opa: Meistens werden Babys von Eltern oder Großeltern angesteckt, Keuchhusten aber kann für die Zwergerl lebensbedrohlich werden. Zu den allgemeinen Impfungen gehört in Bayern auch der Schutz gegen FSME, die durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis. „Bei allen Menschen ist eine Auffrischung zunächst nach drei und dann alle fünf Jahre vernünftig“, so der Arzt.

Spinner rät auch zur Impfung gegen Masern. „Wurde man als Kind nur einmal gegen Masern geimpft und hatte keine Infektion, wird einmalig eine zweite Impfung empfohlen.“ Wer nicht immun ist, kann sich schon bei einem kurzen Kontakt mit einer infizierten Person anstecken. Durchfall, Mittelohr- und Lungenentzündung sind häufige Komplikationen. In einem von tausend Fällen kommt es zu einer Gehirnentzündung. Laut dem Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit sterben in Deutschland jedes Jahr drei bis sieben Menschen an Masern.

Die achte Impfung, zu der Professor Christoph Spinner allen Menschen ab 60 Jahren rät, schützt vor Gürtelrose, auch Herpes-Zoster genannt. Etwa 400 000 Menschen erkranken in Deutschland pro Jahr an dieser Folgeerkrankung von Windpocken, die die Nerven schädigen kann. „Das Risiko nimmt bereits ab einem Alter von 50 Jahren zu, vor allem bei relevanten Begleiterkrankungen.“MARTINA WILLIAMS

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